Die FPV-Brille ist das Tor zur Welt jedes FPV-Fans. Sie stellt das Bild dar, welches die FPV-Kamera im Drone Racer oder FPV-Flieger aufnimmt. In diesem Guide erklären wir dir alle wichtigen Details zu FPV-Brillen.
FPV Goggles (so lautet der englische Begriff für eine FPV-Brille), gibt es bereits in breiter Auswahl am Markt. Für Einsteiger fällt die Auswahl des passenden Modells daher oftmals gar nicht so leicht.
In diesem Guide wollen wir dir die wichtigsten technischen Daten einer FPV-Brille näher erklären, damit du deine Kaufentscheidung fundierter treffen kannst. Denn nicht alle Werte aus dem Datenblatt einer FPV-Brille erschließen sich dem Neuling sofort. Das werden wir ändern! :)
Inhalt
Dual- oder Single-Screen Brille?
Die erste Frage, die sich beim Kauf einer FPV-Brille stellt, ist die gewünschte Bauart. FPV-Videobrillen werden in zwei verschiedenen Bauweisen hergestellt: Als Single- und als Dual-Screen-Brille.
Beim Single-Screen ist in der Brille ein großer Bildschirm verbaut, der in der Regel mit einer vorgeschalteten Linse ausgestattet ist. Durch den großen Bildschirm entsteht ein sehr immersives Gefühl – man fühlt sich direkt, als wäre man mitten im Geschehen. Single-Screen-Brillen sind günstiger herzustellen. Dafür aber auch deutlich größer, als ihre Dual-Screen-Kollegen.
Bei der Dual-Screen-Variante kommen zwei Bildschirme zum Einsatz. Jedes Auge bekommt so seinen eigenen Bildschirm, mit eigener Linsenoptik. Das bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen erlauben zwei getrennte Bildschirme Zusatzfunktionen, wie das Abspielen von 3D-Material.
Außerdem lassen sich Bildeinstellungen und die Ausrichtung der Linsen pro Auge separate einstellen. Damit ergeben sich bessere Anpassungsmöglichkeiten an das eigene Gesicht.
Für Brillenträger haben Dual-Screen-Brillen zu dem den Vorteil, dass in der Regel spezielle Dioptrie-Einsätze pro Auge eingebaut werden können. Somit findet direkt in der FPV-Brille eine Sehstärkenkorrektur statt. Es gibt auch Brillen, die haben eine verstellbare Dioptrie-Korrektur für jedes Auge bereits eingebaut.
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Analoges oder digitales Übertragungssystem?
Die Frage nach der Übertragungsart stellt sich bei den meisten FPV-Brille nicht: Analog ist immer noch der Standard im FPV-Segment. Die Bildqualität ist zwar nicht so gut, wie bei einem digitalen System, dafür sind die Latenzzeiten (Bildverzögerung) aber extrem gering und das ist gerade beim FPV-Racing sehr wichtig.
Erste vollständig digitale Systeme gibt es von DJI (Digitals FPV-System) und Fatshark (Byte Frost/Shark Byte sowie in Kooperation mit Walksnail) zu kaufen. Hier sorgen neue Verfahren trotz des digitalen Streams für sehr niedrige Verzögerungszeiten.
Intern in der FPV-Brille wird das Eingangssignal (egal ob digital oder analog) natürlich immer digital verarbeitet und entsprechend dargestellt.
Unterstützung für Diversity?
Ebenfalls wichtig ist die Entscheidung, ob die FPV-Brille bereits ein integriertes Diversity-Empfänger-System besitzen soll oder einen entsprechenden Empfänger aufnehmen kann.
Unter Diversity-Empfänger versteht man im FPV-Bereich ein Empfangssystem, dass mit mehreren Antennen arbeitet, um die Signalqualität und damit die Reichweite des FPV-Systems zu verbessern. Das ist vor allem in Ländern wie Deutschland (und der EU) interessant, die nur sehr geringe Sendeleistung auf dem 5,8-GHz-Band zulassen.
Auch helfen Diversity Setups immer dann, wenn in Umgebungen mit vielen Hindernissen (Häusern, Wänden, Bäumen) geflogen wird. Wenn möglich sollte zumindest eine FPV-Brille gekauft werden, für die optionale Diversity-FPV-Empfänger verfügbar sind. So lässt sich das FPV-Headset später immer noch upgraden.
Mit oder ohne integriertem DVR?
Du musst dir außerdem darüber klar werden, ob du einen integrierten Digital Video Recorder benötigst. Dieser ist in der Lage, das empfangene FPV-Signal direkt in der Brille aufzuzeichnen. Das passiert auf einer microSD-Karte in einem gängigen Videoformat.
Die Videos haben bei analogem FPV-Singal zwar keine hohe Qualität, eignen sich aber super um die eigenen Flüge zu analysieren. Außerdem sind DVR-Aufzeichnung oft die einzige Möglichkeit die bleibt, um einen im hohen Grass oder über Wald abgestürzten FPV Racer wiederzufinden. Denn da die Aufnahmen direkt live erstellt werden, stehen sie auch ohne die Drohne zum Abruf bereit und können oft direkt in der FPV-Brille wiedergegeben werden.
Ab dem Mittelklassesegment ist ein integriertet DVR eigentlich Standard.
Headtracking – Folge meinem Blick
Im Drone Racing Bereich eher weniger von Bedeutung, dafür im FPV-Flugzeugbereich gerne genutzt, sind sogenannte Headtracker. Dabei befindet sich ein Gyro-Sensor in der FPV-Brille, der die Bewegungen des Kopfes erkennt.
Auf dem Flugzeug ist dann eine Gimbal-Konstruktion (Pan-Tilt-Unit) installiert, mit der sich die FPV-Kamera bewegen lässt. Im Flug lässt sich die Ausrichtung der Kamera dann mithilfe einer Kopfbewegung verändern. Die Kamera flogt also gewissermaßen dem Blick des FPV-Piloten.
Die wenigsten FPV-Brillen haben bereits einen Headtracker eingebaut. Dafür lässt er sich bei vielen Modellen als optionales Modul installieren.
Wichtige technische Daten einer FPV-Brille
Im Folgenden haben wir dir die wichtigsten technischen Eigenschaften von FPV-Brillen kurz und einfach verständlich zusammengefasst.
Field of View (FOV)
Das Field of View (FOV) wird oft in Grad angegeben und beschreibt, wie groß die Diagonale der (des) Bildschirme(s) der FPV-Brille ist. Genauer gesagt sagt das FOV etwas darüber aus, wie groß dir das Bild in der Brille durch die Optik der Brille vorkommt.
Je größer das FOV desto immersiver ist in der Regel die Flugerfahrung, weil du von mehr Bild umgeben ist. Stell dir das Ganze folgendermaßen vor: Wenn du im immer gleicher Entfernung vor verschiedenen Fernsehern sitzt, wird mit immer größerer Bilddiagonale des TVs mehr von deinem Sichtfeld mit Bild abgedeckt. Nichts anders ist das FOV.
Hier liegt für einige Anwender aber auch das Problem: Ein zu großes FOV kann dafür sorgen, dass du nicht mehr alle Ecke des Bildes gleichzeitig im Blick hast und dein Auge bewegen musst. Das ist auf Dauer ziemlich anstrengend.
Augenabstand
Der Augenabstand – im Fachjargon Interpupillardistanz (IPD) genannt – gibt an, in welchem Bereich die FPV-Brille auf den Augenabstand des Nutzers eingestellt werden kann. Üblicherweise lässt sich die IPD bei allen guten Brillen anpassen.
Typische IPD-Bereiche liegen zwischen 55 und 70 mm.
Bildformat
Das Bildformat gibt das Seitenverhältnis der / des verbauten Displays in der Brille an. Um ein möglichst gutes FOV zu erreichen, arbeiten die meisten Videobrillen mit Displays im 4:3-Format. Nichts desto trotzt kann oft trotzdem 16:9-Material wiedergegeben werden.
Dioptrinkorrektur
Die Dioptrinkorrektur ist ein wichtiges Feature für alle Brillenträger, die eine Sehschwäche haben. Gerade bei Dual-Screen-Brillen gibt es in der Regel keine Möglichkeit unter der FPV-Brille eine weitere Brille zu tragen. Kontaktlinsen sind hier eine Ausnahme.
Daher bieten viele FPV-Headset-Hersteller sogenannte Diopter Lens Slots an, in die verschieden starke Korrekturlinsen eingesetzt werden können. Diese gleichen die Sehschwäche dann entsprechend aus, sodass die FPV Goggles ohne Brille / Kontaktlinsen genutzt werden können.
Aktive Belüftung
Besser ausgestattete Modelle besitzen außerdem eine aktive Belüftung des Brilleninnenraums. Dazu kommt ein kleiner Lüfter zum Einsatz, der meist mit einem Timer ausgestattet ist und nur für wenige Minuten läuft.
Gerade bei großen Temperaturunterschieden oder an heißen Sommertagen, beschlagen sonst häufig die Linsen beim Tragen einer FPV-Brille und man sieht mit der Zeit nicht mehr viel vom Bild. Eine aktive Belüftung verhindert das sehr zuverlässig.
Bildschirmauflösung
Die Bildschirmauflösung gibt die Auflösung der verbauten Screens in der Brille an. Bei Dual-Screen-Brillen ist damit die Auflösung eines einzelnen Bildschirms gemeint.
- Übliche Auflösungen für Dual-Screen-Systeme sind 640 X 400, 800 X 480, 1024 x 800
- Bei Single-Screen-Systemen finden sich oft: 1136 X 640 und 800 X 480
Dabei ist zu beachten, dass sich die Auflösung in der Breite bei Dual-Screen-Systemen durch die zwei Monitore aufaddiert.
Paneltyp
Wie auch beim PC-Monitor oder TV spielt die Art des Bildschirmpanels eine entscheidende Rolle, wenn es um den Bildkontrast und die Farbwiedergabe geht.
Die meisten Modelle verwenden einfache TFT-Bildschirme. Höherpreisige FPV-Brillen setzten hingegen auf OLED-Displays. Diese haben natürlich einen erheblichen Vorteil durch das nahezu perfekte Kontrastverhältnis.
Außerdem sind OLED-Monitore im FPV-Umfeld meistens bis in die Ecken des Bildes scharf und damit klar lesbar. Hier schwächeln einige FPV-Brillen mit TFT-Monitor.
Videoein- und ausgänge
Die meisten FPV-Headsets haben drei Möglichkeiten ein Bildsignal entgegenzunehmen:
- Der FPV-Receiver, welcher meist direkt im Receiver-Bay der Brille integriert ist. Dieser empfängt das Videosignal von der Drohne und stellt es direkt dar.
- Eine analoge Videoquelle, die via Kabel eingespielt wird. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Brille keinen internen FPV-Receiver.
- Via HDMI. Die meisten modernen FPV-Brillen besitzen einen HDMI (oder microHDMI)-Anschluss damit lässt sich die Brille am Computer wie ein weiterer Monitor ansteuern. So bekommst du auch das Bild deines FPV Simulators auf deine Videobrille.
- Via USB Type C: Letztendlich auch ein HDMI-Singal bloß über USB C ausgegeben. Mit einem Adapter lassen sich auch solche Videobrille mit dem TV oder einem Monitor verbinden.
Die digital Zuspielung von Signalen erfolgt zumeist in 720p. Bei Highend-Modellen ist auch 1080p (Full HD) möglich.
Betriebsspannung
Moderne FPV-Brillen verfügen in aller Regel über ihr eigenes Akkusystem und können somit sehr frei und ohne weitere Kabel getragen und verwendet werden.
Die Betriebsspannung liegt in der Regel zwischen 2 und 3 S LiPo-Zellen, also zwischen 7 und 13 Volt. Das ist immer dann wichtig, wenn die FPV-Brille den ganzen Tag über verwendet werden soll und du ggf. einmal auf einen stationären Akku oder ein Netzteil umsteigst. Neuere Modelle gehen sogar bis 5S Betriebsspannung (ca. 19 V).
Frontkamera
Einige FPV-Brillen haben praktischerweise eine Kamera in der Front der Brille eingebaut. Damit muss man die Brille nicht ständig abnehmen, wenn man einmal kurz etwas nachsehen muss. Ein Knopfdruck reicht und die Brille zeigt in Echtzeit, was sich vor einem befindet.
Firmware-Update gefälligst?
Ein wichtiges Feature – das leider nur ganz neue Modelle besitzen – ist die Möglichkeit der Brille via Firmware-Update zu aktualisieren. Darauf solltest du in jedem Fall achten, wenn du dir eine ganz neue Brille kaufen möchtest.
So lassen sich Probleme mit einer neuen Software aus der Welt schaffen oder neue Funktionen nachrüsten.
Beliebte FPV-Brillen im Überblick
Nachdem wir nun die wichtigsten Punkte besprochen haben, auf die du unbedingt achten solltest, wollen wir noch kurz einen Blick auf die beliebtesten FPV-Brillen-Modelle werfen. Wir haben dazu eine kompakte Tabelle zusammengestellt.
Falls vorhanden, haben wir direkt einen Link zu einem Händler eingefügt. Wir freuen uns sehr, wenn du deine neue Brille über einen der Links kaufst. Damit unterstützt du Drone-Zone.de direkt! :)
Modell | Screen-System | Auflösung | Preis (circa) | Bezugsquelle |
---|---|---|---|---|
ORQA FPV.One | Dual | 1280 x 960 (OLED) | 599 US-$ | Kickstarter |
Fat Shark DOMINATOR | Dual | 1920 × 1080 (OLED) | 599 US-$ | Amazon.de* |
Fat Shark HDO2 | Dual | 1280 x 960 (OLED) | 499 US-$ (Pre-Order) | Mehr Infos |
Fat Shark HDO | Dual | 960 x 720 (OLED) | 600 Euro | Amazon.de* |
Fat Shark DOMINATOR V3 | Dual | 800 x 480 (TFT) | 300 Euro | Amazon.de* |
Fat Shark Attitude V5 | Dual | 640 x 400 (OLED) | 360 Euro | Mehr Infos |
DJI Goggles | Dual | 1920 × 1080 | 399 Euro | Amazon.de* |
DJI Goggles RE | Dual | 1920 × 1080 | 599 Euro | Amazon.de* |
DJI FPV-Goggles | Dual | 1440 × 810 (120 Hz) | 579 Euro | DJI |
DJI FPV Goggles V2 | Dual | 1440 × 810 (144 Hz) | 569 Euro | Amazon.de* |
DJI Goggles 2 | Dual | 1920 x 1080 (100 Hz) | 849 Euro | Amazon.de* |
DJI Goggles 3 | Dual | 1920 x 1080 (100 Hz) | 659 Euro | Amazon.de* |
DJI Goggles Integra | Dual | 1920 x 1080 (100 Hz) | 659 Euro | Amazon.de* |
Skyzone SKY02S V+ | Dual | 854 x 480 | 300 Euro | Amazon.de* |
Skyzone SKY03O | Dual | 1024 x 768 (OLED) | 400 Euro | Amazon.de* |
Skyzone FPV Goggles | Dual | 854 x 480 | 340 Euro | N/A |
Schlusswort
Wir hoffen, dir hat unser umfangreicher Guide zum Thema FPV-Brille gefallen und du bist nun super informiert, um dich auf die Suche nach deiner neuen FPV-Brille zu machen.
Sollte dies der Fall sein, freuen wir uns darüber, wenn du den Artikel teilst. Bei Fragen oder Anregungen hinterlasse gerne jederzeit einen Kommentar. Auch freuen wir uns darüber, wenn du für den Kauf einer neuen Drohne einen unserer Partnerlinks verwendest (mit * gekennzeichnet), so erhalten wir eine kleine Provision.
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Hy danke für die Ausführungen zu FPV Brillen.
Welche von den genanten funktionieren mit Dji Mavic Pro Serie 1.
Fatshark?
Hallo Gogi,
danke für dein nettes Feedback!
mit der Mavic Pro sollten die DJI Goggles und die DJI Goggles RE kompatibel sein. Das steht zumindest so in den FAQ auf der DJI Homepage. Die Fatshark-Brillen würden nur mit großem Bastelaufwand an einer Mavic Pro laufen (mit vielen extra Komponenten) – das ist der Spaß nicht wert.
Viele Grüße,
Nils
Hallo Nils,
Ich beginne gerade mit dem Bau meines FPV-Copters und wollte dich fragen ob du mir vielleicht einen Tip geben könntest welche Brille für Anfänger geeignet ist und welche im Preisleistungsverhältnis am besten da steht. Würde mich sehr freuen wenn es klappt.
(bitte wenn geht über E-Mail)
Danke schon mal im Vorraus!
Hi Nils,
kann man die DJI FPV auch mit einer 3D Kamera nachrüsten?
Hi Jörg,
danke für deine Frage.
Ist mir nicht bekannt. Ich glaube auch nicht, dass die Goggles V2 einen 3D-Modus unterstützen.
Bist du so etwas schon einmal anderweitig geflogen? Ich könnte mir vorstellen, dass einem dabei schnell schlecht wird :D
Viele Grüße,
Nils