Der Kamera- und Drohnenhersteller DJI hat soeben seine neue Matrice 30 (M30) Drohne vorgestellt. Der Launch erfolgte dabei im Rahmen des vor knapp einer Woche angekündigten „Für die Helden des Alltags“-Events. Ab sofort gibt es also eine Mittelklasse im Enterprise-Segment von DJI.
Bereits im Vorfeld waren einige Bilder des neuen UAVs über die üblichen Leaker-Kanäle aufgetaucht. Trotzdem schaffte es DJI dieses Mal erstaunlich lange, das neue Produkt geheim zu halten. Zu anderen Modellen sind erste Fotos teilweise Monate vor dem Release ans Licht gedrungen – nicht so bei der M30 Serie.
Die neue M30 Drohne ergänzt das Enterprise-Portfolio von DJI nun ab sofort im Bereich der Einsatz- und Sicherheitskräfte (B.O.S.) und stellt damit die kompakte Alternative zur M300 RTK dar. Außerdem kommen eine neue Software für die Enterprise-Drohnen, das passende Drohnen-Dock und eine neue Zenmuse Payload auf den Markt.
Matrice 30: Kleiner und leichter als M300RTK
Die Matrice 30 könnte man in einem Satz als kompaktere und leichtere Variante der M300 RTK beschreiben. Die neue Drohne soll ein Abfluggewicht von nur 3,7 kg besitzen und lässt sich zudem zusammenklappen. Zum Vergleich: Die M300 RTK kommt flugbereit auf ein Gewicht von 6,3 kg. Als leichtere Alternative bietet DJI außerdem die Mavic 3 Enterprise Familie an, die lediglich knapp über 1 kg auf die Waage bringt.
Bei der Flugzeit seines neuen UAVs gibt DJI bis zu 41 Minuten pro Akkuladung an. Dazu kommt der neu entwickelte TB30 Akku zum Einsatz, der erneut direkt eine Heizfunktion für niedrige Betriebsumgebungen eingebaut hat. Diese speichert eine Energie von 131,6 Wh und ist als 6S-System (26,1 V bei 5.880 mAh) ausgeführt. Der zulässige Betriebstemperaturbereich der M30 wird mit erstaunlich breiten -20 °C bis 50 °C angegeben.
Apropos äußere Einflüssen: Im Gegensatz zur M300-Serie (IP45) ist sind M30 und M30T nun sogar IP55 zertifiziert, sodass der Betrieb bei schlechterem Wetter ebenfalls möglich sein soll. Die Windresistenz gibt der Hersteller mit bis zu 15 m/s (bzw. 12 m/s bei Start und Landung) an. Das entspricht irgendwo zwischen Windstärke 6 und 7 auf der Beaufort-Skala.
Interessant ist auch, dass DJI beim Design des Antriebs nun auf zwei nach oben und zwei nach unten gerichtete Motoren setzt. Die größere Schwester M300 RTK war im Übrigen das erste Modell von DJI, das vier hängende Antriebe verwendete. Bei der M30-Serie mischt man jetzt durch: Die hinteren Motoren zeigen zum Boden, während die vorderen beiden Motoren normal ausgerichtet sind. Dieser Aufbau hilft beim kompakten Zusammenfalten der Drohne.
Im Übrigen spendiert DJI auch einen Notlandungsmodus, der den Quadcopter auch mit nur drei funktionierenden Antrieben noch sicher zu Boden bringen soll.
Da DJI die neue Matrice 30 ganz klar für professionelle Anwender entworfen hat, wurden einige weitere Pro-Features integriert. Dazu gehören unter dem Gesichtspunkt der Datensicherheit die Möglichkeit, die Firmware der Drohne nun komplett offline via microSD-Karte zu aktualisieren. Der neue Local Data Mode der ebenfalls neuen DJI Pilot 2 App unterbindet jede Kommunikation über das Internet. Außerdem gibt es eine Verschlüsselung der Speicherkarte und aller darauf gespeicherten Inhalte mit AES, sodass auch bei Verlust des Fluggerätes / der Speicherkarte die Daten geschützt sein sollen.
Flexible Kamera(s) mit Laserdistanzmessung
Die Matrice 30 wird dabei in zwei verschiedene Versionen als M30 und M30T angeboten, die sich in ihrer Kamerakonfiguration unterscheiden. Anders als bis den bisherigen Matrice Drohnen der 200/210- und 300-Serie, ist die Kamera der neuen Drohne nämlich fest verbaut. Diesem Prinzip bleibt DJI auch bei der noch kompakteren M3E und der M3T treu und montiert die Payload hier ebenfalls ab Werk fest.
Das bedeutet aber in Bezug auf die Funktionsvielfalt keine Einschränkung. Ganz im Gegenteil hat DJI die neue M30-Serie mit fast allen denkbaren Kameraoptionen ausgestattet. Für Kunden bedeutet es aber in jedem Fall, dass bereits bei der Anschaffung der Drohne entschieden werden muss, ob für den späteren Einsatzbereich ein IR-Sensor notwendig ist oder nicht.
Die M30 verfügt über eine 48-MP-Zoomkamera basierend auf einem 1/2-Zoll-Sensor. Das Objektiv erlaubt eine optische Vergrößerung zischen 5x und 16x. Zusätzlich steht bis zu 200x Digitalzoom bereit. Des Weiteren wurde eine Weitwinkelkamera mit 12 MP integriert. Videos nimmt die Matrice 30 mit 4K bei 30 fps auf.
Zusätzlich hat die neue Plattform einen Laserdistanzmesser an Bord, der die Koordination von Objekten in bis zu 1,2 km Entfernung präzise berechnen kann. Auch die Entfernung zu verfolgten Motiven lässt sich so beispielsweise stets in Echtzeit anzeigen.
Die M30T setzt dem Ganzen noch eins auf, in dem DJI hier zusätzlich eine Wärmebildkamera mit einer IR-Auflösung von 640 x 512 Pixeln integriert.
Für die Navigation der Drohne ist eine separate FPV-Kamera (Full-HD) fest in die Front der Drohne integriert, die auch für den Einsatz bei Schwachlichtbedingungen optimiert sein soll. Damit kann die Kamera auch zur Navigation bei Nacht bzw. mit wenig Restlicht verwendet werden.
Außerdem verfügt die Matrice 30 über Hindernissensoren, die alle sechs Seiten abdecken (Sicht- und IR-Sensoren). Weiterhin kann natürlich auch die M30 die ADS-B-Signale von bemannten Flugzeugen empfangen und den Piloten des UAVs vor sich nähernden bemannten Luftfahrzeugen warnen.
Neuer Funkstandard und DJI RC Plus Support
Ausgeliefert wird die M30 Serie standardmäßig mit der bereits vor wenigen Wochen durchgesickerten DJI RC Plus Fernsteuerung. Diese ist IP54 zertifiziert und soll sich somit auch bei rauen Wetterbedingungen einsetzen lassen.
Das Gleiche gilt im Übrigen für die M30 selbst, welche mit einem IP55 Rating auch bei starkem Regen und Schnee betrieben werden kann, um beispielsweise Rettungskräfte unabhängig von den Wetterbedingungen zu unterstützen. Die Einsatztemperatur wird mit -20° bis +50° C angegeben. Drohne und Controller sind also in gleicherweise gegen die Elemente geschützt.
Die Verbindung zur Matrice 30 läuft dabei über das neue OcuSync 3.0 Enterprise Protokoll. Wie bereits für die Mavic 3 (zum Testbericht) angekündigt, kann auch die M30 in Verbindung mit der DJI RC Plus auf einen LTE-Link als Backup für zurückgreifen. Mit O3 Enterprise geht auch eine vollständige Verschlüsselung des Videolinks zwischen Drohne und Controller einher.
Die DJI RC Plus ist ab heute auch der neue Standard-Enterprise Controller und DJI hat bereits angekündigt, dass auch die bestehenden M300 RTK Drohnen mit der neuen Fernsteuerung geflogen werden können. Die maximale Reichweite soll unter CE-Bedingungen bis zu 8 km betragen. Auf der neuen Fernsteuerung wird selbstverständlich die brandneue DJI Pilot 2 App ausgeführt, mit der sämtliche Funktionen der UAV-Plattform gesteuert und verwaltet werden.
DJI Dock sorgt für mehr Automatisierung
Bereits im Vorfeld war darüber spekuliert worden, dass DJI an einer eigenen Docking-Lösung für seine Drohne arbeiten könnte. Dieses Gerücht bestätigt sich mit der heutigen Vorstellung des sogenannten DJI Dock.
Die neue Bodenstation für die Matrice 30 Serie soll diverse Aufgaben der Flugvorbereitung und -nachbereitung automatisieren und die Drohne so auch im Kontext einer Flotte möglichst einfach verwaltbar machen.
Das DJI Dock übernimmt dabei den automatischen Start sowie die Landung der Drohne. Außerdem kann die knapp 90 kg schwere Station die Akkus der Drohne wieder aufladen. Dazu werden die Energiespeicher nicht etwa getauscht, sondern sollen durch eine neue Schnellladefunktion innerhalb von 25 Minuten wieder voll sein.
Für Krisensituation ist das DJI Dock mit einer Backup-Batterie ausgestattet, sodass die Matrice 300 auch ohne externe Stromversorgung noch eingesetzt werden kann. Der Aktionsradius der M30 rund um das DJI Dock wird mit bis zu 7 km angegeben. Für Winter und Sommer hat die Station einer Klimatisierung an Bord.
Zudem wurde direkt eine Überwachungskamera sowie eine Wetterstation in das neue Drohnen-Hub integriert. Zusätzlich kann das DJI Dock gleichzeitig als D-RTK-Referenzpunkt genutzt werden. Damit kann die Drohne dann hochpräzise Positionsinformationen zu Aufnahmen abspeichern, was besonders für Vermessunges- und Kartografiemissionen essenziell ist.
FlightHub 2 und Zenmuse H20N Kamera ebenfalls vorgestellt
Parallel zu der Matrice 30 Serie und dem neuen DJI Hub, stellte der chinesische UAV-Hersteller heute auch seine neue FlightHub 2 Software vor (hier findet ihr unsere Video-Tour durch FH2).
Die neue Cloud-Lösung integriert die M30-Serie sowie das neue Drohnen-Dock nahtlos und soll so die Verwaltung größerer Drohnenflotten vereinfachen.
Außerdem lassen sich über FlightHub 2 direkt Missionen planen und entsprechend ortsunabhängig ausführen – beispielsweise Routineinspektionen größerer Industrieanlagen.
Funktionen, wie One-Tap Panorama Sync oder Cloud Mapping sollen das schnelle Erstellen und Teilen von Inhalten eines bestimmten geografischen Bereiches ermöglichen, um beispielsweise bei Katastrophensituationen allen Einsatzkräften einen schnellen Überblick zu verschaffen.
Beinahe als Randnotiz gibt es auch für M300 RTK Piloten eine Neuvorstellung: Mit der Zenmuse H20N Payload, präsentiert DJI seine neuste Hybridkamera. Das Modul vereint eine Nachtsichtkamera, eine Hybrid-Sichtkamera mit 20x Zoom und einen Laserdistanzmesser in einer Einheit.
Verfügbarkeit: Matrice 30, FlightHub 2 & DJI Drone Dock
Die Matrice 30 Serie wird zusammen mit der DJI RC Plus und dem passenden Equipment in den beiden Varianten M30 und M30T über das offizielle Fachhändlernetzwerk vertrieben. Die Preise sind noch offen. Gleiches gilt für die Zenmuse H20N Kamera.
Die DJI M30 wird im Fachhandel bereits ab 9145 Euro gelistet. Für die M30T müssen ab 12.785 Euro eingeplant werden.
Die neue Zenmuse H20N Payload schlägt unterdessen mit 14.748 Euro zu Buche.
Das DJI Dock befindet sich derzeit noch in einer erweiterten Testphase mit ausgewählten Anwendern und soll im viertel Quartal 2022 auf den Markt kommen.
DJI FlightHub 2 soll ab heute bis Ende Oktober 2022 für alle Anwender kostenlos in einer Testphase nutzbar sein.
Quelle: DJI