Yuneec H520 Hexacopter in der Luft

Yuneec im Interview: Kommende Produkte, Regulierung und UTM

Publiziert von Nils Waldmann

am

Wir freuen uns, euch ein exklusives Interview mit dem Drohnenhersteller Yuneec präsentieren zu dürfen. Im Folgenden geht es um die Firmengeschichte von Yuneec, kommende Produkte, die Regulierung des Drohnenmarktes und neue Technologien.

Auf geht’s! Springen wir direkt in das Interview. (International readers: For your convenience we have translated this interview. You can find the English version here.)

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview auf Drone-Zone.de nehmen. Vielleicht können Sie zunächst kurz beschreiben, in welcher Position Sie bei Yuneec tätig sind, um unseren Lesern einen Kontext zu geben?

Mein Name ist Jörg Schamuhn und ich bin „VP Global Sales“ bei Yuneec. Seit 2016 begleite ich das Unternehmen. Mein Fokus in der operativen Arbeit liegt insbesondere auf der EMEA-Region.

Für alle unsere Leser, die Yuneec noch nicht kennen: Was macht Yuneec und wie sieht die bisherige Unternehmensgeschichte aus? 

Yuneec VP SalesBildquelle: Yuneec | ©
Jörg Schamuhn, VP Global Sales Yuneec

Yuneec wurde vor 20 Jahren gegründet. In der ersten Phase des Unternehmens war Yuneec reiner OEM-Hersteller und operierte als verlängerte Werkbank und Entwicklungsbüro für einen Markenhersteller. 2013 wurde entschieden, dass Yuneec selbst an den Markt geht und Entwicklungen im Bereich der Drohnen eigenständig vertreibt.

Schon 2011 haben wir die erste Consumer-Drohne als OEM-Produkt herausgebracht. Ab 2014 kamen dann die Produkte unter eigenem Markennamen dazu, 920, Q500 und der legendäre Typhoon H. Anfang 2017 haben wir unser erstes Produkt vorgestellt, das speziell für den kommerziellen Markt entwickelt wurde – den H520. Mit dem H520 steht heute ein sehr leistungsfähiges und flexibles System bereit, das in vielen Anwendungen einsetzbar ist. 

Regulierungen müssen so gestaltet werden, dass sie praktikabel sind und Drohnenoperationen sicher und wirtschaftlich sinnvoll machen.

Jörg Schamuhn, VP Global Sale Yuneec

Yuneec ist bereits seit mehreren Jahren ein etablierter Player im Drohnenmarkt. Wie ist das aktuelle Produktportfolio von Yuneec strukturiert? 

Aktuell führen wir im Consumer Markt zwei Linien, die Mantis- und die Typhoon H- Produktfamilie. Mantis* ist klein, leicht, faltbar, hat besonders lange Flugzeiten und eine hohe Stabilität – auch bei widrigen Bedingungen. Die Typhoon H-Serie* wurde bereits vielfach prämiert und sorgt mit dem bewährten 6-Rotor-Design und einem auf Open Source PX4-Code basierenden Flightcontroller für eine äußerst hohe Flugsicherheit. 

Im kommerziellen Markt haben wir den H520 mit unterschiedlichen Nutzlasten und Ausführungen, z.B. RTK, LTE und Encryption über das Skyhopper Modul. Als Nutzlasten bieten wir hochauflösende Kameras, Wärmebildkameras und Zoomkameras an.

Mit einem Blick in die Zukunft: Können wir in der Zukunft einen stärkeren Fokus auf industrielle Drohnen(-anwendungen) von Yuneec erwarten oder wird der Consumer-Bereich weiterhin führend sein? 

Wir werden noch in diesem Jahr eine sehr interessante Kooperation im Consumer-Bereich verkünden und in diesem Zusammenhang eine für den Prosumermarkt spannende Lösung vorstellen. Ansonsten werden wir unsere Markenpräsenz und unser Portfolio pflegen und weiter ausbauen. Aber es ist unbestritten, dass wir einen großen Teil unserer Energie auf den Markt für kommerzielle Anwendungen legen und dort an Lösungen arbeiten, die vielfältigen Branchen gerecht werden. Wir stützen uns dabei auf die Trägerplattformen H520 und H920, eine möglichst große Nähe zu PX4 und ein interessantes Spektrum an Sensoren. 

Yuneec H520 Hexacopter in der LuftBildquelle: Yuneec | ©
Die H520 Plattform ist das Arbeitstier in der Yuneec Familie.

Wir verwenden dabei eine Open Source Architektur, die es Drittanbietern ermöglicht, ihre Nutzlast in unseren Träger zu integrieren und diese zukünftig auch durch ein Yuneec Partnerprogramm zertifizieren zu lassen. Für den Operator bedeutet dies, dass er keine Experimente mehr eingehen muss, wenn er Fremdausrüstung einsetzen möchte.

In vielen Ländern gibt es aktuell Bestrebungen, den Einsatz von Drohnen stärker zu regulieren. Auf welche Dinge sollten Gesetzgeber dabei Acht geben? Was sollte unbedingt vermieden werden? 

Eine schwierige Frage. Regulierungen müssen so gestaltet werden, dass sie praktikabel sind und Drohnenoperationen sicher und wirtschaftlich sinnvoll machen. Zudem müssen die Lösungen auch von den Regulierern zu handeln sein. Es darf nicht passieren, dass Regulierungen entstehen, die dann wegen fehlender Kapazitäten auf der Regulierungsseite zu langen Wartezeiten, z.B. bei Genehmigungen, führen.

Systeme, bei denen bekannte Hersteller die Datenströme der Drohne einsehen können, halten wir für äußerst bedenklich, besonders im Bereich kommerzieller Anwendungen.

Jörg Schamuhn, VP Global Sale Yuneec

Regulierung muss so managebar sein, dass der erforderliche Aufwand auch von kleineren Unternehmen geleistet werden kann. Regulierung soll die Sicherheit und die Toleranz im Luftverkehr fördern, aber den Einsatz von Drohnen auch ermöglichen und begünstigen. Und zu guter Letzt müssen die wirtschaftlichen Vorteile von Drohnen erhalten bleiben und nicht durch maßlose Regulierung ad absurdum geführt werden. 

Die EU-Drohnenregeln wurden vor wenigen Wochen verabschiedet und publiziert. Wie stellt sich Yuneec auf die neuen Anforderungen an Drohnen ein? Gibt es hier eine besonders interessante Drohnenklasse (C0 bis C4), in der man zukünftig Consumer-Drohnen platzieren möchte? 

Nun, wir bei Yuneec haben Vorschriften und Sicherheitsregeln im Luftverkehr schon immer sehr ernst genommen, manchmal auch zu unserem Nachteil im Wettbewerb. Wir stellen uns den Vorschriften und machen unsere Drohnen dort kompatibel, wo wir uns im Markt betätigen wollen. Dabei liegen unsere Produkte in den Klassen C1 bis C4.

Über die Klassifizierung von Drohnen und Drohneneinsätzen hinaus, geht die EU mit ihrem „U-Space“-Konzept noch einen Schritt weiter und ist dabei, ein UTM (UAV Traffic Management) aufzubauen. Mit so einem System geht auch das Konzept der „Remote Identification“ einher. Wie bewertet man bei Yuneec ein solches System in Bezug auf die Datensicherheit (wenn Drohnen direkt oder indirekt mit dem Internet verbunden werden)? Wie wird man Cyber-Sicherheitsrisiken begegnen? 

Es gibt hier zwei Aspekte. Ein wesentlicher Grundsatz unserer Architektur ist, dass die Drohne auf der Seite der Kommunikation ein geschlossenes System darstellt, also weder wir noch fremde Dritte über einen dritten Kanal oder einen Server die Kommunikation und die Daten der Drohne abgreifen können. Die Daten der Drohne sind nur dem Operator zugänglich, am Boden, wie auch in der Luft.

Yuneec Mantis Q Drohne in der HandBildquelle: Yuneec | ©
Mit der Mantis Q Drohne hat Yuneec eine kleine, faltbare Drohne für Abenteurer in Angebot.

Systeme, bei denen bekannte Hersteller die Datenströme der Drohne einsehen können, halten wir für äußerst bedenklich, besonders im Bereich kommerzieller Anwendungen. Auf der anderen Seite befürworten wir UTM Systeme, wenn diese zur Öffnung von Luftraum führen und Missionen ermöglichen, die heute entweder gar nicht oder nur mit großem Aufwand geflogen werden können. Wichtig ist also, dass UTM auf einem separaten und geschützten Kanal kommuniziert und über diesen Weg der derzeitig bei uns vorhandene Schutz der Daten erhalten bleibt. 

BVLOS-Operationen – also Flüge außerhalb der Sicht des Piloten – gelten als wichtiger Meilenstein, um Drohnen für viele kommerzielle Zwecke im großen Maßstab einsetzen zu können. Wie bereitet Yuneec seine Drohnen auf diese Herausforderung vor? Gibt es spezielle Sicherheitsmaßnahmen (Redundanz, Sensoren, etc.) oder besondere Technologien, wie Verschlüsselung? 

Wir bereiten uns auf dieses Einsatzszenario vor und testen bereits entsprechende Systeme, auch mit Verschlüsselung.

In jüngster Zeit gab es vor allem von der US-amerikanischen Regierung Vorwürfe, Drohnenhersteller mit Sitz in China würden illegal Daten von Kundendrohnen abziehen. Wie stellt Yuneec sicher, dass die Daten von Yuneec Drohnen weder in die Hände Dritter noch in die Hände des Herstellers fallen?

Wie bereits erwähnt, bauen Yuneec-Drohen zu keinem Zeitpunkt eine Verbindung mit unserer Infrastruktur auf. Das ist auch Grund, warum der H520G von US-Behörden nachgefragt wird. Die Daten in der Drohne sind sicher und gehören ausschließlich dem Operator, zu jedem Zeitpunkt. Und obwohl wir unseren Hauptsitz in China haben, betrachten wir uns als globales Unternehmen. Die Software für unsere kommerziellen Drohnenprodukte, wie die des H520, wird z.B. bei Yuneec Research in der Schweiz geschrieben und verantwortet.

Um das Interview zu einem Abschluss zu bringen: Deutschland verhält sich in Sachen Drohnentechnologie aktuell relativ zögerlich. Welches sind die eigentlich vielversprechendsten Wachstumsmärkte im Drohnensektor, in denen wir in den nächsten Jahren ein verstärktes Engagement von Yuneec erwarten können? Gibt es eigentlich Regularien, die einen Markt (ein Land) potenziell uninteressant für den Vertrieb von Drohnen machen? 

Das zögerliche Verhalten ist nicht verwunderlich, weil wir in Deutschland grundsätzlich zum Zögern neigen und unsere Führung häufig von Skepsis getrieben wird. Natürlich gibt es Märkte, die uninteressant sind. Immer dort, wo Eintrittsbarrieren extrem hoch sind, sehen wir keinen Aktionsbedarf. Wir fokussieren uns auf die Bereiche öffentliche Sicherheit, Katastrophenschutz, Bauwesen, Vermessung, Inspektion und natürlich Fotografie.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die Möglichkeit eines Interviews und Ihre Zeit.

Transparenzhinweis: Das Interview wurde textbasiert geführt. Die Fragen wurden dem Interviewpartner zur Verfügung gestellt, um auf diese in Schriftform zu antworten.

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Nils Waldmann

Hi, ich bin Nils! Ich bin leidenschaftlicher Modellbauer, Hobby-Fotograf, Akku-Liebhaber und RC-Pilot. Ich berichte hier über die neusten Entwicklungen in der Drohnen-Branche und kümmere mich um detaillierte Anleitungen, Guides und Testberichte.

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  • Yuneec Mantis Q Drohne in der Hand: Yuneec | ©

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