Die DJI Goggles N3 sollen FPV endlich in die breite Masse bringen. Das will DJI vor allem über einen attraktiven Preis erreichen, ohne dabei zu sehr den Rotstift bei Funktionen und Qualität anzusetzen. Ob das gelungen ist, klären wir im Test.
Nachdem die DJI Neo (zum Testbericht) im Sommer mit FPV-Fähigkeiten auf den Markt kam, war bereits zu erahnen, wohin die Reise gehen würde.
Gepaart mit dem bisherigen FPV-Brillen-Spitzenmodell DJI Goggles 3 ist die Selfie-Drohne zwar wunderbar zu fliegen, es gibt nur ein Problem: Alleine die FPV-Brille kostet mehr als das Dreifache der DJI Neo selbst. Um diesen Umstand aus der Welt zu schaffen, musste also dringend eine günstigere Option her. Genau diese ist nun mit den DJI Goggles N3 verfügbar.
Am Anfang des Artikels möchten wir euch darüber informieren, dass das Produkt direkt vom Hersteller für einen Test zur Verfügung gestellt wurde. Diese Tatsache hat aber keinen Einfluss auf die Objektivität unserer Meinung/das Testergebnis.
Inhalt
Design: Was machen die DJI Goggle N3 anders?
Grundsätzlich hat DJI viele Features der aktuellen Goggles 3 übernommen, als es an das Design der neuen Goggles N3 ging.
Gleich zu Beginn können wir eine Befürchtung direkt ausräumen: trotz des deutlich niedrigeren Preises der DJI Goggles N3 müsst ihr in Sache Verarbeitungsqualität keine Abstriche machen. Hier liefert DJI gewohnt hohe Qualität und eine sehr solide Haptik.
Die Goggles N3 sind im Inneren jedoch vollständig anders aufgebaut als die teureren DJI Goggles 3. Alle bisherigen Modelle (seit der DJI FPV Goggles) haben auf zwei Micro-OLED-Bildschirm (2 x 0,49 Zoll) gesetzt. Das heißt, jedes Auge hatte seinen eigenen hochauflösenden Screen.
Bei den N3 ist das anders. Die Brille basiert auf einem großen Bildschirm mit 3,5 Zoll, welcher beide Augen abdeckt. Diese Art der Konstruktion wird schon sehr lange für günstigere FPV-Brillen verwendet.
Im Gegensatz zu den Dual-Screen-Brillen haben solche Modelle eher einen Effekt, als würde man in der ersten Reihe im Kino sitzen, während Brillen mit zwei Bildschirmen subjektiv noch etwas mehr Immersion erzeugen können. Grundsätzlich ist der Unterschied aber nicht riesig und man gewöhnt sich sehr schnell an das Bild.
Dafür hat die Konstruktion der Goggles N3 aber auch einen großen Vorteil: Komplizierte Optiken zur Sehstärkenkorrektur entfallen und ihr könnt eine normale Brille tragen. Außerdem muss der Augenabstand (IPD) nicht mehr eingestellt werden, da beide Augen auf dasselbe Bild schauen.
In der Konsequenz fallen die Goggles N3 jedoch ein ganzes Stück größer aus als das aktuelle Spitzenmodell. Ein Teil davon lässt sich durch die dick gepolsterte Faceplate erklären. Der Rest geht aufs Konto des 1-Bildschirm-Aufbaus, welcher eine gewisse Mindestdistanz zwischen Auge und Screen benötigt.
Den integrierten Akku erbt die Goggles N3 glücklicherweise von den DJI Goggles 3. Damit ist das Gefummel mit einem separaten Akku auch hier kein Thema.
Tragekomfort und Handhabung
Wer die DJI Goggles N3 das erste Mal aufsetzt, wird erstaunt sein, wie angenehm sich die Brille auf dem Kopf trägt. Das hat die Videobrille zu großen Anteilen dem dicken Schaumstoff zu verdanken, der mit dem Gesicht in Berührung kommt (sogenannte Faceplate).
Ein Teil des Gewichts (536 g) liegt dabei auf der Nase. Personen mit einem überdurchschnittlich großen Riechorgan könnten damit Probleme bekommen. Insgesamt ist die Brille durch den am Hinterkopf sitzenden Akku jedoch wieder gut ausbalanciert.
Die Goggles 3 können aus unserer Sicht weiterhin mit einer etwas besseren Passform punkten, sodass weniger Licht von Außen in den „Zuschauerraum“ eindringt (man spricht hier auch von Light Bleeding). Insgesamt passt sich das teurere Modell damit etwas enger an verschiedene Gesichtsformen an.
Die Ergonomie der Goggles N3 ist dadurch aber keinesfalls schlecht. Mit ein wenig Geduld bei der Inbetriebnahme lässt sich die Brille sehr angenehm tragen. Ein mittig verlaufendes Kopfband ist nicht im Lieferumfang enthalten, das Gerät hat jedoch hinten und vorn eine passende Öse, um dieses bei Bedarf nachzurüsten.
Die Steuerung sämtlicher Funktionen im OSD läuft erneut über einen kleinen Joystick an der oberen rechten Seite der Brille. Alternativ kann das Menü der Brille auch mit dem DJI RC Motion 3 Controller durch Bewegungen mit der Hand bedient werden – das kennen wir bereits von den Googles 3.
Lieferumfang: Minimalismus pur
Wenn ihr euch für die Standalone-Version der DJI Goggles N3 entscheidet, bekommt ihr genau das, was ihr bezahlt: Die DJI Goggles N3.
Mehr ist nicht drin im Karton. Kein USB-Kabel, kein Mittelband für den Kopf, kein Ladegerät. Darüber müsst ihr euch bei dem Preis im Klaren sein.
Diese Features „fehlen“
DJI ruft für die DJI Goggles N3 einen Preis von 269 Euro (UVP) auf. Die DJI Goggles 3 kosten 659 Euro (UVP). Dass man für einen Preisunterschied von fast 400 Euro gewisse Abstriche machen muss, dürfte jedem bewusst sein.
Verzichten müsst ihr auf folgende Dinge:
- RealView gibt es nicht. Wer die Außenwelt sehen will, muss die Goggles N3 abnehmen.
- Keine Stirnauflage / Klappmechanismus: Die Brille lässt sich nicht einfach nach oben klappen, ohne abgenommen werden zu müssen.
- Keine Dioptriekorrektur: Wer eine Sehhilfe braucht, wir diese auch bei Verwendung der Goggles N3 benötigen.
- Kein LED-Balken zur Akkustandsanzeige (nur Farbcode): Den Akkustand seht ihr vernünfitg ausschließlich im OSD.
- Kein Dual-Screen: Die Vor- und Nachteile haben wir bereits oben erläutert.
- Keine 100 Hz: Maximal 60 Hz Bildwiederholungsrate stehen auf dem Programm.
- Größere Abmessungen und ein höheres Gewicht: Die Goggles N3 wiegen knapp 540 g, die Goggles 3 nur 470 g.
- Kein mittiges Kopfband im Standardlieferumfang.
- Kein Live-Streaming per WiFi an die DJI Fly App. Eine Übertragung an andere Goggles in Zuschauer-Modus ist jedoch möglich. Alternativ können Zuschauer am Smartphone via Fly App und USB-Verbindung zusehen.
Am Ende sind all diese Features aber nicht wirklich essenziell, wenn es um den reinen FPV-Flug geht. Bei den „fehlenden“ Funktionen geht es hauptsächlich um Komfort und ein kleines Stück um die Bildqualität.
Einrichtung: Alles wie immer
In Bezug auf die initiale Einrichtung gibt es bei den DJI Goggles N3 keine Überraschungen. Um die bei DJI obligatorische Online-Aktivierung (in Zusammenhang mit einem kostenlosen DJI-Account) kommen aber auch die Googles N3 nicht herum.
Das Ganze läuft über eine USB-Verbindung mit dem Smartphone in Verbindung mit der aktuellsten Version der DJI Fly App. Wir haben dazu ein iPhone 15 Pro verwendet und alles lief reibungslos.
Die neue Position des USB-Ports oberhalb der Stirn kann beim Tragen der Brille störend sein. Das ist bei den Googles 3 bzw. Goggles Integra besser gelöst. Andererseits dürften sich die Anwendungsfälle, bei denen während der Verwendung gleichzeitig eine Verbindung zum Smartphone über USB hergestellt werden muss, sicherlich eher Einzelfälle sein.
Für das Einsetzen der microSD-Speicherkarte ist die neue Position hingegen positiv. So kommt man komfortabler an den Speicher als bei den anderen FPV-Brillen von DJI. Das Einsetzen einer microSD-Karte ist optional. Wer darauf verzichtet, gibt jedoch ebenfalls die interne Videoaufzeichnungsfunktion (DVR) der Goggles N3 auf. Kurz um: Wer die Brille vollständig nutzen will, sollte sich für ein paar Euro eine passende microSD-Karte besorgen.
Flugtest: Spaß mit Neo und Avata 2
Wer möglichst preisgünstig in die FPV-Welt von DJI einsteigen möchte, paart die neue Videobrille natürlich am besten direkt mit der DJI Neo (Testbericht).
Der Flug mit den Goggles N3 und der DJI Neo funktioniert dabei, wie erwartet, ohne Probleme und macht mächtig Freude. Der Unterschied zum Betrieb der DJI Neo im FPV-Modus zusammen mit den DJI Goggles 3 ist dabei kleiner als gedacht. Oder umgekehrt ausgedrückt: Die DJI Goggles N3 machen einen guten Job.
Das Gleiche gilt auch für unseren Test mit der DJI Avata 2. Die Drohne unterstützt weiterhin den Low-Latency-Modus mit 100 fps, auch wenn das Panel der DJI Goggles N3 nur 60 Hz kann. Im Betrieb macht sich dies nur in Ausnahmefällen bemerkbar. Die Signalverzögerung ist Dank O4-Link in beiden Fällen aber subjektiv ähnlich niedrig.
Insgesamt hinterlässt die neue Budget-FPV-Brille von DJI damit einen guten Eindruck. Sicher: Wer von den teuren DJI Goggles 3 umsteigt, wird einen Unterschied merken. Wer jedoch in die FPV-Welt hineinschnuppern möchte, ohne ein Vermögen auszugeben, wird die „fehlenden“ Funktionen des größeren Modells kaum vermissen.
Übrigens: Alternativ lässt sich die N3 auch mit dem DJI FPV Remote Controller 3 verbinden.
Bezugsquellen für die DJI Goggles N3
Die neuen DJI Goggles N3 könnt ihr als einzelnes Produkt oder im Set mit der DJI Neo erwerben. Kaufen könnt ihr die FPV-Brille unter anderem bei folgenden Partnern.
Fazit: Zuschlagen?
Eine FPV-Brille von DJI mit O4-Link für nicht einmal 270 Euro? Wer sich davon angesprochen fühlt, bekommt mit neuen DJI Goggles N3 ein solides Produkt geliefert, welches gleichermaßen für FPV-Einsteiger als auch für preissensitive Enthusiasten geeignet ist.
Besonders gut gefällt uns die komfortable Faceplate und die defacto einstellungsfreie Optik, sodass man direkt loslegen kann. Dass die N3 dadurch auch für Brillenträger geeignet sind, ist ein weiterer Pluspunkt.
Das verbaute 3,5-Zoll-Panel ist hell und kontraststark. Dass es sich nur um einen 60-Hz-Screen handelt, ist im normalen Betrieb kaum spürbar. Sicher: Hardcore-FPV-Racing-Fans dürften im Grenzbereich trotzdem von den 100 Hz der fast 400 Euro teureren DJI Goggles 3 profitieren.
Gesamtheitlich betrachtet sind die DJI Goggles N3 wohl das Modell, auf das viele Interessenten gewartet haben dürften. Zu einem Preis von 269 Euro (UVP) macht ihr hier nichts falsch.
Tipp: Wer darüber nachdenkt, direkt auch eine DJI Neo Drohne zu kaufen, kommt dank des neuen DJI Neo Motion Fly More Combo für 529 Euro (UVP) an N3-Brille, Drohne und den RC Motion 3 Controller. So günstig war der Einstieg in DJIs FPV-Welt noch nie!
Pro
- hoher Tragekomfort
- gut ausbalanciertes System
- integrierter Akku
- hohe Reichweite dank O4-System
- sehr attraktiver Preis
Contra
- leider kein Support für die Avata 1
- minimalistischer Lieferumfang
Technische Daten der DJI Goggles N3
Anbei noch ein Überblick der technischen Daten der Goggles N3 im Vergleich mit den DJI Goggles 3 und den DJI Goggles Integra.
Name | DJI Goggles N3 | DJI Goggles 3 | DJI Goggles Integra |
---|---|---|---|
Displaygröße | 1x 3,5 Zoll | 2 x 0,49 Zoll micro-OLED | 2 x 0,49 Zoll micro-OLED |
Displayauflösung | 1920 × 1080 Pixel | 1920 × 1080 Pixel | 1920 × 1080 Pixel |
Bildwiederholungsrate | 60 Hz | 100 Hz | 100 Hz |
Videomodi | 1080p60 / 1080p100 | 1080p60 / 1080p100 | 1080p60 / 1080p100 |
Frequenzbereich | 2,400-2,4835 GHz / 5,150 -5,250 / 5.725-5.850 GHz | 2,400-2,4835 GHz / 5,170 -5,250 / 5.725-5.850 GHz | 2.400-2.4835 GHz, 5.725-5.850 GHz |
Sendeleistung (2,4 / 5,1 / 5,8 GHz, CE) | <23 dBm; <23 dBm; <14 dBm | <23 dBm; <23 dBm; <14 dBm | <20 dBm; <14 dBm |
Sichtfeld | 54° | 44° | 44° |
Bildgröße | N/A | 50% bis 100% | 50% bis 100% |
Augenabstand | N/A | 56 bis 72 mm | 56 bis 72 mm |
Spannungsversorgung | integrierter Akku (7,2 V, 2450 mAh, 17,28 Wh) | integrierter Akku (7,2 V, 3000 mAh, 21,6 Wh) | integrierter Akku (7,2 V, 2500 mAh, 17,64 Wh) |
Speichererweiterung | bis 512 GB | bis 512 GB | bis 512 GB |
Gewicht | 536 g | 470 g | 410 g |
Preis (UVP) | 269 Euro | 659 Euro | 459 Euro |