Die DJI Neo starte aus der Hand.

DJI Neo: Deshalb ist die Drohne (vielleicht) nichts für dich

Publiziert von Nils Waldmann

am

Die DJI Neo ist DJIs neues Selfie-Drohne. Die erste Drohne, die als Multitalent mit minimalem Gewicht und einem tiefen Preis auf sich aufmerksam machen will. Doch es gibt gute Gründe, nicht zuzuschlagen – zumindest, wenn ihr besondere Anforderungen habt.

Eines wollen wir direkt ganz zu Beginn aus dem Weg räumen: Wie wir auch in unserem Testbericht zusammenfassen, ist die DJI Neo ein gelungenes Modell mit vielen Vorzügen. Die kompakten Abmessungen und der Kampfpreis bringen jedoch auch Schattenseiten mit.

In diesem Artikel nennen wir euch fünf Punkte, die für einige von euch zu einem Deal-Breaker für die DJI Neo werden könnten.

Tipp: Hier findet ihr unseren ausführlichen Testbericht der DJI Neo!

1. Bildqualität & Videofähigkeiten

Die Bildqualität der DJI Neo ist grundsätzlich vollkommen in Ordnung. Zumindest für die Anwendungszwecke, für die DJI die Drohne entworfen hat: Schnappschüsse und kurze Videos für Social Media und Freizeit.

Wer mit seiner Drohne jedoch etwas ernsthaftere Aufnahmen machen will, muss sich darüber im Klaren sein, dass die DJI Neo hier relativ schnell an ihre Grenzen stößt.

Die Kamera der DJI Neo im Detail.
Die Kamera nutzt einen 1/2-Zoll-Sensor.

Am deutlichsten äußert sich diese bei hochauflösenden Videos in 4K, die eine stark reduzierte Bitrate und damit Detailtiefe gegenüber anderen aktuellen Modellen von DJI bieten (DJI Neo: 75 Mbit/s, DJI Mini 3 Pro: 130 MBit/s).

Zudem ist bei der DJI Neo bei maximal 4K mit 30 fps Schluss. Wer gerne butterweiche Videos mit Puffer für den einen oder andere Slow-Motion- oder Slow-Down-Shot haben möchte, ist mit einem Modell, welches 60 fps unterstützt, besser bedient.

2. Dynamikumfang der Kamera

Der 1/2-Zoll-Sensor der DJI Neo zieht im direkten Vergleich mit anderen aktuellen Kameradrohnen von DJI ganz klar den Kürzeren, wenn es um die Kontrastabbildung geht.

Als Dynamikumfang bezeichnet man die Fähigkeit einer Kamera, einen möglichst großen Abstand zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Punkt einer Szene einzufangen, ohne dass der hellste Punkt zu stark belichtet wird und Details an der dunkelsten Stelle verschwinden. Ein typisches Beispiel ist das Filmen gegen die Sonne, zum Beispiel bei Sonnenauf- oder untergang.

Hier ist die Neo schnell überfordert, was sich durch starkes digitales Aufhellen des Bildes in dunklen Bereichen bemerkbar macht, welche zusätzlich ein gewisses Bildrauschen aufweisen.

Klar ist aber auch: Wer in dieser Kategorie wirklich gute Ergebnisse erzielen will, muss sich bei den deutlich größeren und teureren Modellen umsehen. Das gehört zur Wahrheit dazu.

3. Bildrauschen

Für viele sicherlich pauschal auch als „Bildqualität“ zu bewerten, möchten wir diesen Punkt noch einmal separat herausstellen.

Wie bereits gesagt: Die Bildqualität der DJI Neo ist unter normalen Lichtbedingungen (vor allem im Freien) gut. Wer jedoch indoor bei Kunstlicht fliegt oder an einem nicht allzu freundlichen Tag an dunkleren Orten in der Natur unterwegs ist, wird mit einem gewissen Rauschen des Bildes leben müssen.

Das hat die Drohne zum einen ihrem Objektiv mit einer Lichtstärke von „nur“ f/2,8 zu verdanken, welches gepaart mit dem kleinen 1/2-Zoll-Sensor entsprechende Ergebnisse liefert. Das Bild wird dadurch nicht direkt unbrauchbar, soweit darf man nicht gehen. Dem geschulten Auge werden entsprechende Szenen jedoch ohne Frage auffallen.

3. Flugzeit: vergleichsweise kurzes Vergnügen

Mit 135 g ist die DJI Neo super leicht, was einer ihrer großen Vorteile ist. Damit bleibt natürlich verhältnismäßig wenig Gewicht für den Akku übrig, was im Umkehrschluss weniger Flugzeit pro Akkuladung bedeutet.

Im Grunde muss man bereits den Hut vor DJI ziehen, dass aus dem kleinen Energiespender tatsächlich deutlich über 10 Minuten Flugzeit (wir haben zwischen 12,5 und 14 Minuten gemessen) herauszukitzeln sind.

Es bleibt aber eben eine überschaubare Zeit. Wer entspannte Foto- und Filmsessions jenseits der 30 Minuten gewohnt ist, muss sich ganz klar woanders umschauen. Bei der DJI Neo heißt das Motto: „Starten, Knipsen, Laden“ und das Ganze eben ein paar mal öfter.

4. Windresistenz: Puste mich nicht weg!

Ebenfalls in direktem Zusammenhang mit dem geringen Gewicht von 135 g und dem entsprechend ausgelegten Antrieb soll das Thema Windresistenz nicht unbeachtet bleiben.

Die DJI Neo ist für ihre Größe eine Kämpferin, wenn kleinere Böen in der Luft sind. DJI gibt zwar eine Windwiderstandsfähigkeit von bis zu 8 m/s an, das ist aber auch bereits am extremen Limit. Hier sollte man keinen Fehler machen: Im N-Modus ist die DJI Neo bereits mit viel weniger Wind schon gut beschäftigt. Das klaut Reserven bei der Flugleistung und lässt die kleine Drohne schnell träge wirken.

Die DJI Neo fliegt in der Luft.

Auch tauchen in moderater Höhe (25 m und mehr) häufiger Warnmeldungen in der App auf, wenn Winde in höheren Lagen die Drohne am Himmel ärgern.

Eine DJI Mini 4 Pro (Testbericht) bringt in dieser Disziplin spürbar mehr Reserven mit.

5. Speicherausstattung: keine microSD-Erweiterung

Ein weiteres Haar in der Suppe: DJI nimmt der DJI Neo den microSD-Kartenslot. Stattdessen gibt es internen Speicher. Das ist grundsätzlich natürlich erst einmal kein Problem und tut den Funktionen keinen Abbruch.

Der verfügbare Speicher erlaubt euch aber in 4K/30fps gerade einmal die Aufnahme von etwa 40 Minuten Videomaterial. Wer also drei Akkus fliegt und durchgehend filmt (es gibt solche Leute), ist also schon fast am Speicherlimit.

Dann heißt es: Daten per WiFi aufs Smartphone oder per USB-Kabel auf den Rechner schaufeln. Beides läuft mit etwa 30 bis 40 MB/s. Wer schnelles Entladen seiner Drohne über das direkte Einstöpseln der microSD-Karte gewohnt ist, wird hier in Geduld geübt.

Auch vielleicht eher auf lange Sicht zu beachten: Flash-Speicher altert mit der Zeit – wenn auch erst nach sehr vielen Schreibzyklen. Ein Gerät mit austauschbarem Speicher ist dann natürlich immer im Vorteil. In der schnelllebigen Drohnenwelt dürfte dieses Argument aber für die meisten Anwender uninteressant sein.

Lassen wir die Kirche im Dorf

Okay, klar ist: Auch die DJI Neo hat Schwächen. Das dürfte bei einem Preis von 199 Euro (UVP) für das kleinste Set auch niemanden überraschen. Auch ist der Vergleich mit Drohnen, die ein Zigfaches der DJI Neo kosten, natürlich nicht direkt fair.

Allerdings haben viele Drohnenpiloten bereits eine entsprechende Anspruchshaltung entwickelt, die wir in diesem Artikel einbeziehen wollten.

Wer einfach nur eine unkomplizierte Drohne sucht, die viel Flexibilität bietet, um ein paar Aufnahmen im Urlaub oder Alltag zu machen, für den ist die DJI Neo toll – das steht ganz außer Frage.

Was sind gute Alternativen zur DJI Neo für euch?

Kurz und schmerzlos: Im gleichen Preisbereich gibt es derzeit keine wirkliche Alternative zur DJI Neo.

DJI Neo auf DJI Mini 3 Pro gestapelt in der Frontansicht
Ausgefaltet ist die DJI Neo deutlich kleiner.

Unter Beachtung der oben genannten Themen tut sich ein Modell aus dem Portfolio von DJI hervor, das so ziemlich in allen genannten Kritikpunkten besser schlägt: Die DJI Mini 4 Pro. Dafür zahlt ihr aber auch einen Aufpreis.

Wer es unbedingt kompakt möchte und trotzdem eine solide Bildqualität in Kombination mit Speichererweiterbarkeit, einem deutlich stärkeren Antrieb mit mehr Windwiderstandspotenzial und mehr Flugzeit sucht, wird bei der Mini 4 Pro fündig.

Schlusswort

Wir hoffen, euch hat diese Auflistung der eher schwächeren Seiten der DJI Neo geholfen, um eine informierte Kaufentscheidung zu treffen.

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Nils Waldmann

Hi, ich bin Nils! Ich bin leidenschaftlicher Modellbauer, Hobby-Fotograf, Akku-Liebhaber und RC-Pilot. Ich berichte hier über die neusten Entwicklungen in der Drohnen-Branche und kümmere mich um detaillierte Anleitungen, Guides und Testberichte.

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