In diesem Artikel soll es im Detail um den Smart 100 Mini-FPV-Racer mit 100 mm Motor-zu-Motor-Abstand. Im Folgenden lest ihr meinen Test zu diesem kleinen Quad.
In der Mini-Quad-Szene hat ein wahrer Miniaturisierung-Trend* begonnen. Waren vor zwei Jahren noch 250er-Quads* der Standard, wird heute schon sehr viel mit Racern in 180er-Größe geflogen. Wer es noch kleiner will, um beispielsweise in den eigenen vier Wänden den Winter nicht ohne FPV verbringen zu müssen, der kann zu Racern mit Bürstenmotoren greifen.
Um genau so ein Produkt handelt es sich bei dem Smart 100 FPV-Racer. Das Produkt wird von verschiedenen Händlern vertrieben und als PNP-Modell (Plug and Play) beworben. Ich möchte euch in den folgenden Absätzen meine Erfahrungen mit dem kleinen Racer näherbringen.
Inhalt
Lieferumfang
Wer sich für den Smart 100 Racer entscheidet, kauft nicht nur einen nackten Rahmen*. Ganz im Gegenteil: Es ist schon alles dabei, was man als Modellbauer zum Loslegen braucht. Ein passender Sender und eine Videobrille vorausgesetzt. (So zumindest in der Theorie, mehr dazu aber später.)
Konkret bedeutet dies, dass ihr einen fertig aufgebauten FPV-Racer mit vier Motoren, einem Rahmen, dem entsprechenden Flightcontroller, 600 TVL-FPV-Kamera, 25 mW FPV-Sender sowie einen DSM2 kompatiblen Satelliten-Empfänger bekommt. Zusätzlich sind insgesamt zehn Paar 65-mm-Propeller*, Befestigungsmaterial sowie ein 550 mAh Lipo mit einer Zelle (1S) dabei.
Das gesamte Set gibt es zurzeit für etwa 55 € zu kaufen. Um den kleinen Flitzer in Betrieb nehmen zu können, benötigt man zudem ein LiPo-Ladegerät sowie ein entsprechendes Ladekabel.
Technische Ausstattung
Zunächst wenden wir unseren Blick auf die technischen Details des kleinen FPV-Racers*. Als Gehirn kommt ein NZ32 Brushed Motor Flight Controller zum Einsatz, der im Endeffekt ein ALIENFLIGHT F1 kompatibles Cleanflight Target mit insgesamt sechs Brushed-ESCs verbindet. Im Falle des Smart 100 kommen davon jedoch nur vier zum Einsatz. Zudem verfügt das Board über ein 5 V Step-Up-Regler, der bis zu einem maximalen Dauerstrom von 400 mA entsprechende Spannung für Empfänger und co bereitstellt. Die ESCs* selbst sind mit maximal 6 A pro Ausgang spezifiziert.
Für die nötige Schubkraft sorgen vier Coreless-Bürstenmotoren in 8520er Baugröße. In Sachen Propeller setzt der kleine Racer auf 65-mm-Latten, die Steigung ist leider nicht angegeben. Die Propeller werden im Übrigen einfach auf die Welle gesteckt, so wie man es von den kleinen Quads für 20 € aus dem Discounter gewöhnt ist. Das funktioniert sehr gut und spart Gewicht. Dieses liegt im Übrigen bei knapp 55 Gramm ohne Empfänger. Das FPV-Setup besteht aus einer 600 TVL Farbkamera*, die sich nicht weiter konfigurieren lässt.
Helligkeits- und Kontrastanpassungen müssen also zwingend über die Videobrille erfolgen. Der Miniatur-25-mW-Videosender* ist in Sandwich-Bauweise konzipiert und liegt ganz oben auf dem Rahmen. Als Antenne kommt ein einfacher Draht zum Einsatz, der von einem Kabelbinder gehalten wird. Pragmatisch aber sehr effektiv in der Verwendung. Die 16 Videokanäle lassen sich mit einem kleinen Knopf an der Oberseite des Videosenders durchschalten.
Aufbau und Verarbeitung
Die Basis des Smart 100 Racers bietet ein Carbon-Rahmen. Etwas, das in dieser Größe sicherlich nicht Standard ist. Der Rahmen besteht aus einer Grundplatte mit 1,5 mm Stärke, die die vier Arme mit der Basis vereint sowie einer Top-Plate, welche über vier Distanzbolzen mit insgesamt acht Schrauben verbunden wird.
Zwischen den beiden Platten sitzen der NZ32 Controller sowie der kleine DSM2-Satelliten-Empfänger*. In der Front ist die FPV-Kamera* mit ein wenig Sekundenkleber befestigt. Auch die FC selbst klebt mit einer Art doppelseitigem Klebenband aus Schaumstoff einfach auf der Grundplatte. In gleicher Art und Weise wurde auch der FPV-Sender auf der Oberseite der Top-Plate befestigt. Ebenfalls mit Kleber fixiert sind die vier Motoren. Um dem Kleber mehr Auflagefläche zu bieten wurden hier von unten und oben Gummiringe angebracht, die die Motoren sehr sicher zu halten scheinen.
Der mitgelieferte Lipo wird einfach mit einem Gummiband (ebenfalls im Lieferumfang) in zwei Nasen an der Seite der Grundplatte unter den Rahmen gespannt. Dabei liegt der Akku* jedoch nicht auf dem Carbon auf, da auch hier eine Lage schützender Schaumstoff aufgetragen worden ist. Insgesamt ist die Konstruktion des kleinen Racers als durchdacht zu beschreiben. Alle Anschlüsse, wie beispielsweise die Micro-USB-Buchse*, sind ohne Probleme zu erreichen.
Die Qualität der Komponenten ist gut, mehr kann man für diesen Preis eigentlich nicht erwarten. Kleiner Verbesserungsvorschlag: die dünnen Motorenkabel ein wenig sauberer verlegen und nicht einfach nur um die Carbon-Arme wickeln. Das ist aber eine Kleinigkeit.
Inbetriebnahme
Wer sich ein Modell kauft, das direkt mit einem Empfänger geliefert wird, geht zunächst mal davon aus, dass sich die ganze Geschichte auch ohne großen Aufwand mit einer bestehenden Fernsteuerung binden lassen sollte. Dem ist leider nicht der Fall. Der Smart 100 wird mit einem DSM2-Satelliten-Empfänger geliefert, der im Lieferzustand auch bereits mit dem DSM-Port der FC verbunden ist.
Nachdem Cleanflight in der neuesten Version aufgespielt war, habe ich versucht, mithilfe des Bind-Commands im CLI den Satelliten* in den Bind-Modus zu versetzen. In dieser Disziplin erwies sich der Empfänger aber als beratungsresistent und wollte sich einfach nicht überreden lassen. Nach ein wenig Recherche habe ich dann die Anleitung des NZ32 Controllers im Internet gefunden.
Und hier heißt es dann auch direkt: „When using DSM satellite, FC can’t trigger satellite into binding mode, user needs to bind the satellite before connecting it to FC.“ Mit anderen Worten: In der verbauten Konfiguration kann man den Satelliten nicht binden. In dieser Situation gibt es drei Möglichkeiten:
- Es ist eine Spektrum-Fernbedienung mit einem Satelliten-fähigen Hauptempfänger verfügbar. Einfach den Satellit ausbauen, mit dem Spektrum-RX* verbinden und beide neu mit der Funke binden. Fertig.
- Ihr habt ein Naze32 Board, was ihr zum Binden nutzen könnt. Dabei darf es sich NICHT um ein REV 6 Board* handeln. Mit der Naze32 sollte sich der Sat dann ohne Probleme in den Binden-Modus via Cleanflight CLI versetzen lassen und ihr könnt das Ganze mit eurer Fernsteuerung binden.
- Ihr baut den Smart 100 direkt auf einen anderen Empfänger um. Dank Cleanflight-Basis stehen einem ja prinzipiell alle Möglichkeiten offen. PPM oder S-Bus sollten also genauso gut funktionieren.
Ich habe letztendlich die dritte Möglichkeit gewählt und einen geschrumpften Jeti R4 Empfänger via PPM mit dem NZ32 Controller verbunden. Der Empfänger ist nur unwesentlich größer als der mitgelieferte DSM2-Sat und passt super zwischen Grund- und Top-Platte des Rahmens. Leider habe ich Jeti EXBus nicht zum Laufen gebracht, das wäre natürlich optimal gewesen, um auch direkt die Telemetrie mit übertragen zu können.
Nachdem der Akku* mit einem provisorisch gebastelten Ladeadapter aufgeladen war, ging es an den ersten Testflug. Dazu habe ich BetaFlight für das ALIENFLIGHTF1-Target in der Version 3.0.1 aufgespielt. Bis auf die Konfiguration des PPM-Empfängers (anstatt SerialRX) sowie der Zuweisung eines ARM-Switches, konnte es auch bald losgehen. Natürlich müssen vor dem ersten Flug noch die vier Propeller* (richtig) aufgesteckt werden. Nachdem Spannungsversorgung durch den Akku bestand, habe ich schnell noch den richtigen Videokanal eingestellt. Der Akku ist mit nur einem Gummiband im Übrigen ziemlich sicher fixiert, das hat mich selbst gewundert.
Maiden Flight
Der Jungfernflug fand Indoor statt, da es draußen ein wenig windig war. ARM-Switch auf ON, langsam das Throttle hoch und der Smart 100 steht im Acro mit Standard-PIDs in der Luft wie eine Eins. Nach ein paar Kurven dann eine kurze Zwischenlandung zum Anpassen von RC- und Yaw-Expo. Hier ist mir der BetaFlight-Standard persönlich immer etwas direkt. Da ich bemerkte, dass der PPM-Input ein wenig hüpfte, habe ich auch noch schnell ein Deadband von 10 µs für RC- und YAW gesetzt (Receiver Tab).
Insgesamt fliegt das kleine Ding sehr stabil. Der unten hängende Akku sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt. Nachdem die „Trockenübungen“ erledigt waren, natürlich direkt nach draußen und die Brille aufgesetzt und ein bisschen FPV geflogen. Fazit: Super Gerät! Macht trotz seiner winzigen Größe wirklich Spaß! Einzig die Kamera braucht ordentliches Tageslicht.
In der Dämmerung kann der kleine Sensor nicht wirklich ein kontrastreiches Bild liefern. Aber das ist bei einem so winzigen Kameramodul wohl eher die Regel, als eine wirkliche Kritik. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Smart 100 FPV-Racer erstaunlich schnell ist, von der extremen Agilität ganz zu schweigen. Wenn man den kleinen Hobel prügelt, kommt man auf gut 4 Minuten Flugzeit (bei Temperaturen um die Null Grad).
Fazit
Für nicht einmal 60 € eine Menge FPV-Spaß? Das geht! Und dieser Umstand hat mich selbst erstaunt. Natürlich setzt dieser Minimalbetrag voraus, dass Fernsteuerung, Ladegerät und Videobrille* samt Empfänger bereits vorhanden sind. Letztendlich macht der Smart 100 FPV-Racer vieles richtig. Das Flugverhalten ist super. Der FPV-Racer ist viel schneller, als man es einem so kleinen Quad zutrauen würde. Ich wage zu behaupten: Damit lassen sich tatsächlich Rennen fliegen.
Nur Windstill sollte es sein, aber das ist wohl bei allen Miniaturfliegern so. In Sachen Unterspannungsalarm muss man sich auf den guten alten Timer verlassen – ein LiPo-Warner wäre einfach zu schwer. Einziger Kritikpunkt ist die Situation mit dem DSM2-Empfänger*. Hier dürften einige Kunden traurig in die Röhre gucken.
Da ihr aber nun Bescheid wisst, kann ich trotzdem guten Gewissen eine Empfehlung für den kleinen Flitzer aussprechen. Ich habe auf jeden Fall schon weitere Akkus* bestellt, die man bei einschlägig bekannten Händlern für deutlich unter 5 € das Stück bekommt. Ihr sollte nur auf eine ausgeschriebene Dauerentladesrate von mindestens 25 C achten.