Die immer kleiner werdenden Micro-FPV-Quads haben mich vor geraumer Zeit vor ein Problem gestellt: Welcher Nano-Empfänger von Jeti lässt sich am besten für die Verwendung in einem Micro-Quad der 90 oder 100 mm Baugröße verwenden?
Nachdem ich das Jeti Produktportfolio durchgestöbert habe, war schnell klar: Hier muss Hand angelegt werden. Im folgenden Artikel beschreibe ich, wie man aus einem Jeti R4 Empfänger einen super kompakten Nano- bzw. Micro-Empfänger mit EX-BUS-Fähigkeit bastelt.
Das Jeti Produkt welches meinen Anforderungen nach minimalen Abmessungen am nächsten kommt ist mit Sicherheit der Jeti R7 nano*.
Inhalt
Die Recherche
Da im FPV-Racing-Bereich glücklicherweise seit einiger Zeit das Empfänger- sowie das Telemetriesignal digital per One-Wire-Verfahren an den Flight Controller weitergegeben werden kann, ist ein 7-Kanal-Empfänger natürlich eigentlich ein wenig „Perlen vor die Säue“. Zumal der R7 nano auch ziemlich teuer ist.
Nach einer kurzen Recherche bin ich auf den schon recht betagten Jeti R4 Empfänger gestoßen, welcher nicht mehr aktiv vertrieben wird, sich jedoch häufig bei eBay zu einem relativ schmalen Preis erstehen lässt.
Jeti R7 Micro-Empfänger ansehen!*
Duplex EX vs. Non-EX
Bei der Suche nach einem geeigneten Jeti R4 Empfänger gibt es eine Kleinigkeit zu beachten: Den Empfänger hat die Umstellung auf das neue Duplex EX Protokoll in der Reifephase des Produktlebenszyklus erwischt. D.h. es gibt Jeti R4 Empfänger* mit dem alten „Duplex-Logo“, in der Regel ohne EX-Bus-Unterstützung. Es gibt aber auch ein Modell mit aktualisierter Hardware und dem neuen „Duplex EX Sticker“. Da ich für meine Modelle zwingend auf EX-Bus als Kommunikationsprotokoll zurückgreifen wollte, ist die alte Variante die schlechtere Wahl.
Doch es gibt Hoffnung! Wer seinen Jeti Empfänger einmal genauer betrachtet hat, dem wir ein meist seitlich angebrachter kleiner Aufkleber mit einer Buchstaben-Zahlen-Kombination, wie z.B. „IV/08“ aufgefallen sein. Wie sich herausgestellt hat, lassen sich die meisten alten Non-EX-Empfänger, die mindestes „III/09“ aufgedruckt haben, auf die aktuellste Firmware via USB-Dongle aktualisieren. Ab „I/10“ ist die Möglichkeit alte Empfänger zu aktualisieren quasi sicher. Mit einem „I/09“ gebrandeten R4 hatte ich Pech, dieser hatte noch die alte Hardware verbaut.
Die Kombination scheint im Übrigen für Quartal/Jahr zu stehen. Bei allen Empfängern mit mindestens Q3 2009 Aufkleber besteht also eine gute Chance aus einem alten Duplex Empfänger einen Duplex EX kompatiblen RX zu machen. Zu erwähnen ist noch, dass der Jeti R4* nicht als Full-Range-RX ausgezeichnet ist. Für das Fliegen im Park ist das kein Problem, den nächsten Reichweitenrekord sollte man mit diesem Setup aber nicht unbedingt in Angriff nehmen. Aber wer macht sowas auch mit einem Micro-FPV-Quad? ;)
Jeti Sender und Empfänger entdecken!*
Der Auftrag
Die Aufgabe war klar: Da der Jeti R4 beidseitig mit Stiftleisten ausgestattet ist, welche das PWM-Signal für die vier Kanäle bzw. das EX-Bus-Signal für die Telemetrie bereitstellen, ist der Empfänger trotz bereits kompakter Schrumpfschlauchverpackung in der Breite für die meisten meiner Micro-Quads zu sperrig. Es gilt also, die Pins zu entfernen und die Antennen ggf. zu kürzen. Meine R4 waren alle 10-cm-Antennen ausgestattet, daher musste hier nichts weiter unternommen werden. Im Folgenden möchte ich anhand von einigen Bildern Schritt für Schritt durch den Anpassungsprozess führen.
Benötigt wird neben der üblichen Lötgerät-Ausstattung noch eine Spitz-Zange, ein scharfes Messer und Isolierband sowie dünne Litze – am besten in verschiedenen Farben.
Schritt für Schritt zum Jeti Nano-RX
Hinweis: Wie für alle Anleitung gilt: Ihr handelt auf eigene Verantwortung und Gefahr. Ich weise jegliche Haftung, die in Zusammenhang mit der Umsetzung der hier dargestellten Anleitung steht, von mir.
Schritt 0: Solltet ihr einen „alten“ Non-EX gelabelten R4 mit kompatiblem Datumssticker umwandeln wollen, sollte natürlich zu aller erst die aktuellste Firmware aufgespielt werden. Dieses gestaltet sich nach dem Entfernen der EX-Bus-Pins im Nachhinein schwieriger als direkt vorab. Auch für alle anderen „neuen“ R4s* gilt: besser noch mal die FW auf den aktuellen Stand bringen. :)
Schritt 1: Schrumpfschlauch mit einem scharfen Messer entfernen. Um die die Komponenten auf der eingeschrumpften Platine nicht zu beschädigen, hat sich für mich das Schneiden entlang der Platinenkante als praktikabel und einfach erwiesen. Nach dem der Schrumpfschlauch entfernt ist, gibt sich bereits die Empfängerplatine zu erkennen. Die Rückseite ist mit einer Art verstärkten Kunststofffolie beklebt.
Schritt 2: Zunächst entfernen wir die weiße Folie vorsichtig. Diese ist punktuell mit wenig Kleber befestigt. Die Folie nicht entsorgen, ich habe sie am Ende wieder montiert – schaden kann es nicht. Zu erkenne sind auf dem linken Bild der EX-Bus-Anschluss links oben, sowie die beidseitig montierten Stiftleisten, getrennt durch eine Jumper-Brücke. Diese kann zunächst direkt abgezogen werden.
Um die Pins vorsichtig mit einem Lötkolben zu lösen, habe ich zunächst die Plasikhalterung der Stiftleiste mit einem kleinen Seitenschneider aufgeschnitten. Dabei verbiegen sich die Pins natürlich. Letztendlich lässt sich der Kunststoffrahmen aber relativ leicht von den einzelnen Pin-Paaren ziehen und die Pins können einzeln entlötet werden.
Nachdem Entlöten aller Pins in jedem Fall darauf achten, dass keine Lötzinnreste an irgendeiner Stelle einen ungewollten Kontakt erzeugen und somit den RX beim Einschalten beschädigen könnten. Außerdem ist darauf zu achten, dass sich zwischen je zwei Pins pro Kanal ein kleiner SMD-Widerstand* befindet. Dieser sollte unbedingt an Ort und Stelle bleiben, also ein wenig Behutsamkeit beim Entlöten der Pins walten lassen. Am Ende sieht der RX wie folgt aus:
Anmerkung am Rande: Ich habe es als interessant empfunden, dass die Jeti R4* Platine nahe der EX-Bus-Pins eigentlich den Aufdruck „R5“ trägt. Sieht so aus, als ob sich R4 und R5 dieselbe Hardware minus ein paar Pins für den fünften Kanal teilen. Somit ist ggf. auch der Jeti R5 ein potenzieller Kandidat für einen Nano-RX-Umbau. :)
Schritt 3: Nachdem der Receiver von allen Pins befreit ist, müssen nur noch drei Litzen an den EX-Bus-Port gelötet werden. Der R4 kann auch über diesen Port direkt mit Spannung versorgt werden, was den Umbau sehr komfortabel macht. Im Übrigen: Wer es nicht ganz so flach braucht, kann natürlich die Pins am EX-Bus-Port auch beibehalten und weiterhin mit einem Servostecker* arbeiten. Für meine Modelle war das aber aufgrund des akuten Platzmangels keine Option.
Servostecker für Empfänger kaufen!*
Schritt 4: Zu guter Letzt kommt die weiße Folie wieder auf die Rückseite. Da ich nur Platz für eine nach außen geführte Antenne hatte, habe ich die zweite Antenne um den Empfänger verlegt. Sie liegt damit im Modell orthogonal zur Spitze der ersten Antenne. Zur Verkleidung des Empfängers habe ich in meinem Fall schwarze Isolierband verwendet. Natürlich könnte man den neuen Nano-Empfänger auch wieder einschrumpfen, bloß leider war mein Schrumpfschlauch zu dick.
Schlusswort
In nur wenigen Schritten lässt sich so aus einem bereits relativ kompakten Jeti R4 Empfänger* ein echter Nano-RX mit voller Jeti Duplex EX Funktionalität basteln. Ich habe die selbe Prozedur auch schon mit einem RSAT2* durchgeführt. Dieser lässt den RX am Ende noch einmal kleiner werden, da die Platine schmaler ist.
Insgesamt habe ich bereits drei Empfänger entsprechend umgewandelt. Anbei noch zwei Bilder von den beiden Micro-FPV-Quads samt neuem Nano-RX. Ich hoffe, die Anleitung hilft dem ein oder anderen Piloten weiter. Danke für’s Vorbeischauen!
Smart 100 Drone mit Jeti R4 Umbau und Eachine Aurora 100 mit Jeti RSAT2 „Shrink“ oben auf.