Manchmal ist die Technikwelt schon verrückt: Die DJI Mavic 4 ist weder offiziell angekündigt – geschweige denn verfügbar – und bereits jetzt zeichnet sich für EU-Piloten eine potenziell schwierige Wahl ab. Wir tauchen ein.
Die neue DJI Air 3S (Testbericht) ist quasi eine geschrumpfte Mavic 3 (ohne Pro) mit insgesamt intelligenterem Flugsystem. Viele sprechen davon, dass die Air 3S das darstellt, was man sich damals als Mavic 3 (Testbericht) gewünscht hätte. Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass die Mavic 3 zum Zeitpunkt der Vorstellung der Air 3S bereits knapp drei Jahre alt war und zu ihrer Zeit die Sperrspitze der Technik darstellte.
Die heiße Frage ist jetzt jedoch: Wie wird sich die ebenfalls in Zukunft erwartete Mavic 4 in diesem Spiel positionieren?
Zwei oder drei Kameras?
Während die DJI Air 3S sich weiterhin auf ihre Dualkamera fokussiert, dürfte die Mavic 4 einem Kameramodul mit drei Sensoren treu bleiben. Die bisher durchgedrungenen Bilder vermeintlicher Mavic 4 Prototypen lassen dies zumindest deutlich erwarten.
Bei den Kamerasensoren dürfte die Mavic 4 natürlich klar die Nase vorn behalten. Dass DJI hier auch an dem beliebten 4/3-Zoll-Sensor schrauben wird, ist derzeit anzunehmen. Details darüber wären zum jetzigen Zeitpunkt jedoch reine Spekulation.
Bei der DJI Air 3S ist DJI erneut auf einen 1-Zoll-Sensor umgeschwungen – jedoch nur für die Weitwinkelkamera. Beim Vorgängermodell DJI Air 3 hatte der Drohnenhersteller viel Kritik dafür kassiert, den 1-Zoll-Sensor der DJI Air 2S durch einen kleineren Chip ersetzt zu haben.
Bei dem 70-mm-Modul der Air 3S kommt dieser 1/1,3-Zoll-Sensor jedoch weiterhin zum Einsatz. Im Vergleich zur Mavic 3 Pro (und Mavic 4 Pro) verzichtet die Air 3S auf eine Telekamera mit über 160 mm Brennweite.
Eine Frage der (Drohnen-)Klasse?
Besonderes Gewicht (Vorsicht: Wortwitz) wird in der EU natürlich die Klassifizierung auf Basis der EU-Drohnenklassen beider Modelle erhalten.
Hier ist klar: Die Air 3S trägt das C1-Label. Die Drohne ist damals sehr flexibel verwendbar.
Bei der Mavic 4 ist dies hingegen sehr unwahrscheinlich – wie der vermeintliche FCC-Leak zeigt. Eine einfache Hochrechnung bringt die Mavic 4 bereits jetzt über 1 kg MTOM. Ein C2-Label ist damit, wie auch bei der aktuellen Mavic 3 Pro, deutlich wahrscheinlicher.
Damit dürfte die Mavic 4 für den normalen Hobbypiloten mit gehobenen Ansprüchen auf einen Schlag direkt weniger attraktiv sein und die DJI Air 3S in den Mittelpunkt stellen.
Wer am Ende trotz dieser Einschränkung ernsthaft vor der Frage steht, ob es eine Air 3S oder eine Mavic 4 werden soll, muss sich klar darüber sein, dass ein genaues Launch-Datum der Mavic 4 noch vollständig spekulativ ist. Die DJI Air 3S ist hingegen bereits verfügbar.
Wer also sehr zeitnah eine neue Drohne braucht, für den ist die Frage eigentlich schon entschieden.
DJI Mavic 4 Pro (nur noch) für Profis?
Unterm Strich wird man die Mavic 4 Pro also erneut klar im professionellen Bereich platzieren, wahrscheinlich noch deutlicher als bisher die aktuelle Mavic 3 Pro (Testbericht). Das ist eine logische Konsequenz aus der Tatsache, dass DJI die Air-Serie mit immer mehr Features ausgestattet hat, die in der Vergangenheit der Mavic-Familie vorbehalten waren.
So hat die Air 3S zwei sehr gute Kameras an Bord, verfügt über ein ausgeklügeltes Hinderniserkennungssystem inklusive LiDAR und setzt mit O4 auf ein stabiles Funksystem. Die DJI Air 3S dürfte damit für die nächste Zeit die erste Wahl für alle Enthusiasten und Hobby-Piloten mit Ansprüchen sein.
Die Mavic 4 Pro wendet sich wohl hingegen weiter (semi-)professionellen Anwendern zu. Das bedeutet: Die Mavic 4 Pro dürfte für viele zukünftige Käufer nicht nur Spaß, sondern in erster Linie ein Werkzeug sein. Die Mavic 3 Pro hat diesen Weg mit der Abkehr von der C1-Klasse bereits eingeläutet.
Ach ja: Preislich dürften sich beide Mavic- und Air-Serie natürlich auch in Zukunft empfindlich unterscheiden. Unsere Vermutung: Die Mavic 4 Pro wird (wenn überhaupt) dort beginnen, wo das größte Set der Air 3S aufhört. Auch ist ein höherer Einstiegspreis als bei der Mavic 3 Pro sehr wahrscheinlich. Diese beginnt derzeit im kleinsten Set (vor aktuellen Preissenkungen) bei 2.099 Euro (UVP) im Standard Combo bzw. 2.799 Euro (UVP) im Fly More Combo mit der kleinsten Fernsteuerung.
Für die Mavic 4 Pro erwarten wir höhere Preise, was das neue Mavic-Modell für viele Hobby-Piloten ohnehin wenig attraktiv machen dürfte. Schon jetzt ist also abzusehen, dass die DJI Air 3S für die meisten Anwender das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bieten dürfte.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 9. Oktober 2024 veröffentlicht und zuletzt am 13. März 2025 aktualisiert.