Der Wind, die unsichtbare Kraft des Himmels. Ob leichter Brise oder steife Böen: Drohnen trotzten erstaunlichen Beanspruchungen, wenn es um Wind geht. Aber was ist die maximale Windgeschwindigkeit, bei der ihr noch mit der Drohne fliegen solltet? Wir geben einen Überblick.
Der Wind gehört für Drohnenpiloten klar zu den hinterlistigsten Wetterphänomenen. Im Gegensatz zu Niederschlag in Form von Schnee oder Regen, Nebel oder zu hohen oder tiefen Temperaturen können, können Winde sehr plötzlich auftauchen. Sie sind außerdem dafür bekannt, Unwetterfronten schnell zu verschieben und so gerade in den Bergen und am Meer für urplötzlich wechselnde Wetterverhältnisse sorgen.
Besonders starker Wind und Sturm kann dabei bereits alleine gefährlich werden, wenn ihr mit der Drohne unterwegs seid. Wir zeigen euch, die häufigsten Gefahren und gehen auf die maximale Windgeschwindigkeit verschiedener Drohnenmodelle ein.
Inhalt
Welche Gefahren bringt Wind für Drohnen mit sich?
Die grundsätzliche Gefahr von zu hohen Windgeschwindigkeiten und vor allem unvorhergesehene Windböen liegt auf der Hand: Die Drohne wird unkontrolliert in eine Richtung geschoben und kann so mit ihrer Umgebung kollidiere.
Es gibt dabei einige Effekte und Situationen, in denen Wind besonders gefährlich für Drohen werden kann, die jeder Drohnenpilot kennen sollte.
Point of no return
Wer Wind ignoriert, auch wenn die Windgeschwindigkeit grundsätzlich im Rahmen der technischen Möglichkeiten der Drohne liegt, riskiert seine Drohne bei großen Flugentfernungen zu verlieren.
Der Point of no return (Punkt ohne Wiederkehr) tritt immer dann ein, wenn sich die Drohne mit Rückenwind vom Homepoint entfernt hat und ihr nicht mehr ausreichend Akkureserve für den Rückflug eingeplant sind. Sobald der Rückweg mit Gegenwind angetreten wird, steigt der Energieverbrauch plötzlich massiv an und die Reichweitenanzeige sinkt mitunter rapide.
Ist die Drohne dann noch zu weit weg, kommt es zu einer Notlandung auf halber Strecke. Diese Gefahr ist bei Flug über Wasser oder dem Meer von besonderer Bedeutung.
Venturi-Effekt
Wer mit der Drohne in Gebieten unterwegs ist, in denen es geografische Formationen oder Gebäude gibt, die die Windeigenschaften beeinflussen, muss sich ebenfalls auf Auswirkungen gefasst machen.
Bekannt ist hier der Venturi-Effekt, der an Verengungen auftritt, durch die Luft bewegt wird. Eine laue Brise kann innerhalb einer Klamm / Canyon in der Natur oder in einer Häuserschlucht aus Hochhäusern deutlich an Geschwindigkeit gewinnen und so den Drohnenflug beeinträchtigen.
An den „Ausgängen“ oder Kanten dieser Schluchten / Verengungen wird die Luft außerdem stark verwirbelt, sodass hier Gefahren durch unvorhersehbare Turbulenzen entstehen können.
Verwirbelungen durch große Objekte
Trifft Wind auf ein großes Objekt auf ansonsten freier Fläche, können sich an dessen Kanten auf der windabgewandten Seite fiese Luftverwirbelungen bilden, die eine Drohne schnell in Schwierigkeiten bringen können.
In der Fachsprache ist hier von der sogenannten LUV-Seite (dem Wind zu gewandt) und LEE-Seite (dem Wind abgewandt) des Hindernisses.
Solche Hindernisse können zum Beispiel Gebäude, Schiffe auf dem Meer oder Berggipfel sein. Erstaunlich: Erst in 2,5-facher Höhe des Hindernisses treten keine Turbulenzen mehr auf, die durch das Hindernis hervorgerufen werden.
Abwinde
Wenn wir an Wind denken, denken wir häufig an horizontale Luftbewegung – also der klassische Wind, der einem ins Gesicht pustet.
Es gibt aber auch Ab- und Aufwinde, die Drohnen im Flug beeinträchtigen können. Solche Aufwinde können beispielsweise durch unterschiedlich warme Luftpakete entstehen, die entsprechen auf- oder absinken. Auch in der Nähe von starken Niederschlägen und Gewittern können sogenannte Böenwalzen Richtung der Erde gedrückt werden.
Welche Gefahr droht bei hohen Windgeschwindigkeiten für Drohnen?
Wer mit der Drohne bei sehr hohen Windgeschwindigkeiten fliegt, bekommt mitunter mehrere Effekte zu spüren. Zum einen wird die Flugzeit pro Akku wahrscheinlich deutlich abnehmen, weil die Antriebe gegen den Wind arbeiten müssen. Daraus ergibt sich die oben bereits beschrieben Gefahr des „point of no return“.
Außerdem wird die Drohne mit steigender Windgeschwindigkeit weniger manövrierfähig. Das heißt, sie reagiert nicht mehr so agil und genau auf Steuerbefehle und kann ihre Position mitunter nicht mehr sauber halten. Besonders Böen sind hierbei gefährlich und können für ein „Hüpfen“ von UAVs im Schwebeflug sorgen.
Besonders kritisch sind hohe Windgeschwindigkeiten beim Start und bei der Landung. Erwischt euch hier eine starke Böe im falschen Moment kurz vor dem Aufsetzen im Landeanflug, kann dieses einen harten Aufschlag zur Folge haben.
Insgesamt steigt der Anspruch an das Können und das Wissen des Drohnenpiloten mit steigender Windgeschwindigkeit also proportional an.
Ab welcher Windgeschwindigkeit sollte ich nicht mehr mit der Drohne fliegen?
Kommen wir zur wichtigsten Frage: Wann ist die Windgeschwindigkeit für eine Drohne zu hoch?
Die bekannten Drohnenhersteller geben hierzu einen maximalen Wert im Handbuch eurer Drohne an. Dieser Grenzwert wird häufig als Wind Speed Resistance oder Windwiderstandsfähigkeit bezeichnet. Die Angabe findet ihr meistens in m/s (Metern pro Sekunde) oder aber als Level auf der Windwarnskala in Beaufort (Bft).
Typischerweise lest ihr hier dann etwa 10,7 m/s (Wind der Stufe 5). Diese bedeutet dann in aller Regel, dass die Drohne bis etwa 38 km/h mit Wind umgehen bzw. noch gegen diese anfliegen kann.
Wichtig ist auch zu verstehen: Bei etwas stärkeren Böen oberhalb des Grenzwertes fällt die Drohne nicht direkt vom Himmel. Ihre Fähigkeit, die Position sauber zu halten oder gegen den Wind anzukämpfen, ist dann aber (stark) eingeschränkt.
Gibt der Hersteller keinen Wert für die Windwiderstandsfähigkeit an, kann man sich der Sache nähern, in dem man die maximale Fluggeschwindigkeit halbiert und das Ergebnis als grobe Obergrenze verwendet.
Grobe Näherung: Max. Fluggeschwindigkeit des aktuellen Flugmodus / 2 ≈ Windwiderstandsfähigkeit
Die Idee dahinter ist einfach erklärt: Die Drohne hat dann noch etwas Spielraum, um nicht nur die aktuelle Position zu halten, sondern auch gegen den Wind anfliegen zu können. (Beachtet dabei die unterschiedlichen maximalen Geschwindigkeiten verschiedener Flugmodi eurer Drohne.)
Wie kann ich die aktuelle Windgeschwindigkeit herausfinden?
Um die aktuelle Windgeschwindigkeit an eurem gewünschten Flugort herauszufinden, gibt es praktische Apps. Eine Empfehlung ist UAV Forecast, welches in der Premium-Version sogar die Windgeschwindigkeit in verschiedenen Höhenlagen zeigt.
Auch eine einfache Suchanfrage bei Google gibt schnell Auskunft über die ungefähren Windverhältnisse am Standort.
Wer es ganz genau wissen will, kann sich außerdem ein einfaches Anemometer besorgen, mit welchen sich die Windgeschwindigkeit vor Ort direkt messen lässt.
Überblick: Maximale Windwiderstandsfähigkeit von Drohnen
In der folgenden Tabelle haben wir euch die Wind Speed Resistance bekannter Drohnenmodelle auf Basis der Herstellerangaben aufgeführt.
Wichtig ist dabei zu beachten, dass manche Drohnen unterschiedliche Windwiderstände für den Flug sowie Start und Landung besitzen. Für Start und Landung ist der Wert dann in der Regel geringer.
Modell | Windwiderstandsfähigkeit |
---|---|
Autel EVO II | 12 m/s |
Autel EVO II Pro V2 | 12 m/s |
Autel EVO II Pro V3 | 10,7 m/s |
Autel EVO Lite | 12 m/s |
Autel EVO Nano | 10 m/s |
Autel EVO Max 4T/4N | 12 m/s |
DJI Neo | 8 m/s |
DJI Mini 4 Pro | 10,7 m/s |
DJI Mini 3 Pro | 10,7 m/s |
DJI Mini 3 | 10,7 m/s |
DJI Mini 2 SE | 10,7 m/s |
DJI Mini 2 | 8 - 10,8 m/s |
DJI Mini SE | 8,5 - 10,5 m/s |
DJI Mavic Mini | 8 m/s |
DJI Mavic 3 Serie | 12 m/s |
DJI Mavic 2 Serie | 8 - 10,5 m/s |
DJI Air 3S | 12 m/s |
DJI Air 3 | 12 m/s |
DJI Air 2S | 10,7 m/s |
DJI Mavic Air 2 | 8 - 10,5 m/s |
DJI Avata 2 | 10,7 m/s |
DJI Avata | 10,7 m/s |
DJI FPV Drone | 10,8 - 13,8 m/s |
DJI P4P V2.0 | 10 m/s |
DJI Inspire 3 | 14 m/s (Flug) 12 m/s (Start / Landung) |
DJI Matrice 30 | 12 m/s |
DJI M300 RTK | 12 m/s |
DJI M350 RTK | 12 m/s |
Potensic Atome SE | 8,0 - 10,7 m/s |
Schlusswort
Wir hoffen, euch hat dieser Artikel zum Thema maximale Windgeschwindigkeit und Windwiderstand einen guten Überblick gegeben, um die Gefahren von Wind und Sturm für Drohnen besser einschätzen zu könne.
Sollte dies der Fall sein, freuen wir uns darüber, wenn du den Artikel teilst. Bei Fragen oder Anregungen hinterlasse gerne jederzeit einen Kommentar. Auch freuen wir uns darüber, wenn du für den Kauf einer neuen Drohne einen unserer Partnerlinks verwendest (mit * gekennzeichnet), so erhalten wir eine kleine Provision.
Du bist von dem Inhalt begeistert und möchtest Drone-Zone.de unterstützen? Dann freuen wir uns natürlich riesig über eine kleine Zuwendung. Bei der nächsten Recherche und beim Erstellen des nächsten Artikels gibt es dann einen Becher Kaffee mehr für uns! :)
via Paypal
Werde auch gleich ein Abonnent auf Facebook und verpasse zukünftig keine News und Artikel mehr!
Häufig gestellte Fragen zur maximalen Windgeschwindigkeit von Drohnen (FAQ)
Das kommt auf das Modell drauf an. Viele Consumer-Drohnen haben ihre Grenze zwischen 10 und 11 ms/ Windgeschwindigkeit.
Die Gefahr, die von Wind ausgeht, hängt zum einen mit der Windstärke und natürlich von dem Können und der Erfahrung des Drohnenpiloten ab.
Sobald die Antriebe gegen den Wind (Gegenwind) arbeiten müssen, reduziert sich die maximale Fluggeschwindigkeit der Drohne entsprechend.