Auf den ersten Blick passen Drohnen und Vögel nicht unbedingt zusammen. Vor allem dann nicht, wenn UAVs unerlaubt in Naturschutzgebieten betrieben werden und Tiere stören. Forscher aus Finnland haben aber einen ganz anderen Ansatz: Bedrohte Vogelarten mit Drohnen retten.
Drohnen haben ganz ohne Frage bereits eine enorme Bandbreite an Aufgaben übernommen, die sich vor wenigen Jahren noch niemand vorstellen konnte. Auch in der Tierforschung und im Naturschutz nehmen die Fluggeräte eine immer wichtigere Rolle ein.
So helfen Drohnen beispielsweise bereits die Verbreitung von Müll in Flüssen besser zu verstehen oder werden zur Suche nach Rehkitzen eingesetz, um diese vor dem Tod durch Mähwerke zu bewahren.
Feldvögel sind von Ausrottung bedroht
In Helsinki haben es sich Forscher nun auf die Fahne geschrieben, Drohnen für ein anderes Unterfangen zu verwenden: Die Rettung von Vögeln vor deren Ausrottung.
Speziell so genannte „Farmland birds“ (zu Deutsch Feldvögel) sind häufig der Zerstörung ihrer Nester ausgeliefert. Damit verbunden ist natürlich ein langsames Aussterben verschiedener Arten durch die gestörte Fortpflanzung.
Im Vergleich zu vielen anderen Völgen bauen Feldvögel ihre Nester oft am Boden und – wie der Name es schon vermuten lässt – nutzen dafür häufig Agrarflächen. Bei der Bestellung der Felder kommt es dann oft unweigerlich zur ungewollten Zerstörung der Brutstätten durch landwirtschaftliche Maschinen.
Um die Population der Feldvögel zu schützen setzen die finnischen Wissenschaftlicher nun auf Drohnen.
Wärmebildkameras und AI sollen Vögel schützen
Die Idee der Forscher der Universität von Helsinki erinnert auf den ersten Blick stark an die bereits durch die Medien bekanntgemacht Suche nach Rehkitzen mithilfe von Drohnen im Frühsommer.
Auch hier werden Drohnen mit IR-Kameras eingesetzt, um Jungtiere aufzuspüren und aus den Feldern zu entfernen, bevor die Wiese abgemäht wird.
In einem ersten Schritt haben die Forscher lediglich auf Wärmebildkameras am Boden gesetzt, um die Nester der Vögel zu lokalisieren. Die Kameras werden jedoch durch die Vegetation daran gehindert, effektiv Nester mit lebenden Vögeln oder Eiern zu finden.
Schnell war die Idee geboren, die Felder aus der Luft zu beobachten und dazu eine Drohne zu verwenden. Die so entstehenden Bilder lassen sich bereits verwenden, um die Vogelnester zu identifizieren.
Voraussetzung ist jedoch, dass der Temperaturkontrast zwischen Umwelt und Nest groß genug ist. Daher werden solche Aufnahmen besonders gut an bewölkten Tagen oder früh am Morgen erstellt.
Um den Auswertungsprozess zu beschleunigen werden die Aufnahmen von der Drohne automatisiert erstellt und anschließend mit einem AI-Algorithmus klassifiziert. So können Nester mit relativ hoher Genauigkeit lokalisiert werden.
Das Team hat das neue System in Südfinnland in der Nähe der Lammi-Biologiestation der Universität Helsinki getestet. Als Versuchstier wurde der Kiebitzvogel gewählt, der dort heimisch ist.
Als erste Hilfsmaßnahme können die Informationen genutzt werden, um den Bereich um das Nest entweder auszusparen oder aber das Nest fachmännisch umzusiedeln (falls möglich).
Das langfristige Ziel der Forscher ist es, die gezeigte Anwendung als Standardfunktion in die kommenden Generationen von Agarardrohnen zu integrieren.
Schon heute lässt sich mit Geräten wie der DJI P4 Multispectral die Veränderung der Vegetation auf Feldern nahezu in Echtzeit verfolgen. Die Forscher stellen sich für solche Drohnen auch Sensoren vor, die Vögel und andere Tiere ebenfalls erkennen können, um diese vor dem Tod zu retten.
Quelle: EurekAlert!