DJI Inspire 3 Dual Operator-Betrieb im Flug 2

Wissen: VLOS, ALOS & DLOS verstehen und richtig verwenden

Publiziert von Nils Waldmann

am

Der Begriff VLOS-Flug begleitet die meisten Drohnenpiloten spätestens seit der Einführung der EU-Drohnenregelungen im Jahr 2021. Doch wie bestimmt man eigentlich eine „gute“ Distanz zwischen sich und der Drohne? Genau darauf gehen wir im folgenden Artikel ein.

Die EASA ist die Institution in der EU, welche maßgeblich an den neuen EU-Drohnenregelungen mitgewirkt und diese ausgestaltet hat. Neben den offiziellen Durchsetzungsverordnungen der EU-Kommission, gibt die EASA auch immer wieder Dokumente heraus, um UAV-Benutzern eine bessere Orientierung zu geben.

Eines dieser Dokumente ist Anfang 2024 veröffentlicht worden und trägt den Titel „Guidelines for UAS operations in the open and specific category – Ref to Regulation (EU) 2019/947“. Was auf dem Titelblatt zunächst ein wenig sperrig klingt, hält im Inneren interessante Einblicke bereit.

Wichtig vorab zu erwähnen: Es handelt sich bei dem Dokument um eine Sammlung von „Best Practices“, die jedoch keinen Regelcharakter haben und auch nicht rechtlich bindend sind. Ein solches Dokument ist aber meist der erste Schritt, um diese Best Practices mittelfristig auch in die offiziell gültigen Dokumente aufzunehmen.

Disclaimer: Dies ist keine Rechtsberatung. Bei Unklarheiten sollte in jedem Fall direkt die EASA, die zuständige Luftfahrtaufsichtsbehörde oder ein Fachanwalt konsultiert werden. Wir übernehmen ausdrücklich keine Haftung und Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen. Die Recherche erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen. Die Verwendung der Informationen geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr.

Was bedeutet VLOS?

Fangen wir kurz am Anfang an. Die Abkürzung VLOS steht für Visual Line of Sight, was sich mit „direkter Sicht“ übersetzen lässt. Der VLOS-Flug ist dabei der Standard für sämtliche Flüge, die in der OPEN-Kategorie (A1, A2, A3) durchgeführt werden.

Segelflugzeug am Himmel mit Drohne im Vordergrund
Die Wahrnehmung eines Flugobjektes hängt auch von seiner Größe ab.

Kurz um: Ihr müsst die Drohne stets so nah bei euch behalten (oder dürft nur so weit wegfliegen), dass eine direkte Sichtverbindung besteht. Ziel eines VLOS-Betriebs ist es, sicherzustellen, dass der Pilot den „Flugweg so steuern kann, dass Kollisionen mit anderen Luftfahrzeugen, Menschen und Hindernissen vermieden werden“ (EU 947/2019).

Das Gegenteil von VLOS nennt sich im Übrigen BVLOS, was für Beyond Visual Line of Sight steht, also „außerhalb der direkten Sichtweite“. In der OPEN-Kategorie sind BVLOS-Flüge grundsätzlich nicht erlaubt.

Es stellt sich damit die Frage: Wie weit darf ich mit meiner Drohne wegfliegen, ohne die VLOS-Regel zu verletzen? Dazu gibt die EASA in ihrem Dokument einige (mögliche) Antworten.

Was sind ALOS und DLOS?

Bevor wir diese Frage auf Basis der neuen EASA Best Bractices beantworten können, müssen wir uns noch darum kümmern, zwei weitere Begriffe zu verstehen, die in diesem Kontext wichtig sind: ALOS und DLOS.

Noch mehr Abkürzung? So sieht’s aus. Aber keine Angst, das Ganze ist weniger schlimm, als es zunächst aussieht. Beide Werte werden benötigt, um euch bei der Bestimmung der VLOS-Distanz zu helfen.

ALOS (Attitude Line of Sight)

Die erste wichtige Komponente nennt sich ALOS (Attitude Line of Sight). Hinter diesem nicht sofort intuitiven Begriff versteckt sich die Distanz, bis zu welcher ihr eure Drohne noch so gut erkennen könnt, dass sich die Position und Orientierung bestimmen lassen, und zwar in Abhängigkeit von der Größe eures Drohnenmodells.

Grundsätzlich gilt hier also die nachvollziehbare Annahme: Je größer die Drohne, desto größer kann auch die Distanz sein, bis zu der ihr euch mit dem UAV entfernen könnt, ohne dass die Orientierung verloren geht. Genau das spiegelt ALOS wider.

DLOS (Detection Line of Sight)

Die zweite Komponente hört auf die Abkürzung DLOS (Detection Line of Sight). Mit diesem Wert soll berücksichtigt werden, wie gut die allgemeinen Sichtverhältnisse sind. DLOS drückt dabei aus, bis zu welcher Distanz zwischen Pilot und Drohne noch ausreichend sichergestellt ist, dass andere Fluggeräte am Himmel erkannt werden können und ein Ausweichen möglich ist.

DLOS bezieht dabei also die allgemeinen Sichtverhältnisse am Flugort in die Überlegungen ein.

Wie kann die VLOS-Distanz bestimmt werden?

Um eure „persönliche“ VLOS-Distanz auf Basis eures Drohnenmodells und der Umstände am Flugort zu bestimmen, gibt es zwei Formeln. Die VLOS-Distanz ist dann immer der kleinere Wert aus ALOS und DLOS.

ALOS (Multirotor) [in m] = 327 x CD [m] + 20m

Hinweis: Für UAVs mit festen Flügeln (Fixed Wing) gilt 490 x CD [m] + 30m.

Die Variable CD steht dabei für „characteristic dimension“. In einem Dokument des LBA wird CD definiert als „die maximal mögliche Entfernung einer geraden Linie, die von einem Punkt der UAS-Geometrie zu einem anderen Punkt aufgespannt werden kann. Propeller und Rotoren sind Teil der Geometrie, wobei ihre ungünstigste Position berücksichtigt wird.“ (übersetzt aus dem Englischen).

Für CD kann demnach bei einer normalen Drohne also in der Regel die Diagonale zwischen zwei Propellerspitzen angenommen werden.

DLOS [in m]= 0.3 x GV

Mit dieser Formal wird die Detection Line of Sight berechnet. Dazu benötigt ihr die aktuelle GV (Ground Visibility) am Flugort zum Zeitpunkt des Fluges. Diese kann man sich beispielsweise an markanten Strukturen in der Umgebung ableiten (z.B. ein Fernsehturm, ein Windrad, etc.) oder es kann ein Transmissometer verwendet werden. (Wobei die letztere Option wohl für den Großteil von uns wegfallen dürfte.)

Die EASA nennt in ihrem Dokument im Übrigen eine empfohlene Ground Visiability von minimal 5.000 m.

Am Ende nehmen wir den kleineren der beiden errechneten Werte als unsere VLOS-Distanz her.

Ein paar Beispielrechnungen

Jetzt haben wir uns mit der theoretischen Herleitung beschäftigt. Zeit, ein paar Zahlen einzusetzen.

Bereits vorab: Die entstandenen VLOS-Werte dürften deutlich niedriger ausfallen, als der eine oder andere im gewohnten Flugbetrieb bisher weggeflogen sein könnte.

Hier zwei ALOS-Beispiele für eine DJI Mavic 3 (Testbericht). Einmal mit einer CD zwischen den äußerten Propellerspitzen und einmal mit einer CD zwischen den äußeren Punkten der Motoren (gerundet).

Beispiel-ALOS für DJI Mavic 3 = 327 x 0,62m (Propellerspitze zu Propellerspitze) + 20m = 222,7m
Beispiel-ALOS für DJI Mavic 3 = 327 x 0,4m (Motor zu Motor) + 20m = 150,8m

Der Wert für DLOS lässt sich noch leichter bestimmen. Nehmen wir beispielhaft eine Sichtweite von 1 km an.

DLOS (bei 1km) = 1.000m * 0,3 = 300m

In diesem Fall wäre unsere VLOS also auf den errechneten Wert des ALOS zu setzen, da dieser kleiner ist.

Am Ende soll das Ganze zunächst ein Tool sein, um die eigene geschätzte VLOS-Distanz besser einordnen zu können. Die Herangehensweise sensibilisiert in jedem Fall dafür, dass häufig persönlich vom Piloten als „in Ordnung“ empfundenen Distanzen zwischen Drohne und Pilot, je nach Umständen, bereits deutlich zu groß sein können.

Schlusswort

Wir hoffen, euch hat dieser Artikel geholfen besser zu verstehen, wie sich die VLOS-Distanz nach den Best Practices der EASA berechnen lässt und ihr könnt somit besser einschätzen, ob eure bisherige Flugweise diesen Regeln entspricht.

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Quelle: LBA, EASA

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Nils Waldmann

Hi, ich bin Nils. Ich bin Modellbauer seit frühen Kindertagen. Meinen ersten Multicopter habe ich bereits im Jahr 2012 gebastelt und bin FPV-Pilot der ersten Stunde. Mit mehr als 10 Jahren Erfahrung im Bereich Drohnen & UAVs berichte und teste ich auf Drone-Zone.de die neuesten Drohnen, Kameratechnologie sowie interessantes Drohnenzubehör.

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