Die Leaks zur DJI Neo kamen erneut aus heiterem Himmel. Über die DJI Air 3S ist über die vergangenen Wochen und Monate hingegen schon mehr ans Licht gekommen. Aber wieso sollte man die beiden erwarteten Modelle überhaupt vergleichen?
Okay, zugegeben: Ein etwas provokanter Titel. Natürlich hat die DJI Air 3S wohl eine vollkommen andere Zielgruppe, als Nutzer, die nach einer möglichst simplifizierten Selfie-Drohne Ausschau halten.
Trotzdem hat die DJI Neo in unseren Augen das Potenzial, die DJI Air 3S rein auf Basis der Stückzahl und absoluten Nachfrage zu übertreffen. Im Folgenden lest ihr unsere Gedanken dazu.
DJI Neo: Mehr Freiheit, weniger „Sorgen“?
Eine Begründung, wieso die HoverAir X1 (unser Testbericht) sich solcher Beliebtheit erfreut, dürfte unter anderem die Tatsache sein, dass sich die Drohne mit ihren weniger als 150 g eigentlich problemlos (fast) überall fliegen lässt. Dass die Drohne damit in die C0-Klasse fällt, ist quasi geschenkt.
Bei der DJI Neo, welche eine starke Konkurrentin für die X1 werden dürfte, sieht das nicht anders aus. Beide Modelle kommen zudem mit vollständig ummantelten Propellern, sodass auch der Flug in Innenräumen gefahrlos möglich ist (man sollte trotzdem wissen, was man tut).
Bis auf eine Registrierung und das Anbringen der eID (aufgrund der Ausstattung mit einer Kamera), ist an Bürokratie wohl auch bei der DJI Neo nichts zu erledigen. Kein Führerschein, kein Remote ID, kein Problem? Dass auch für dieses Modell die 120 m Flughöhe über dem Startpunkt gelten werden, ist ebenfalls praktisch gegenstandslos. Denn so eine leichte Drohne dürfte in diesen Höhen ihre Mühe und Not haben, wenn es nur schwach windet.
Aus der Erfahrung mit der HoverAir X1 können wir bereits sagen: Die Drohne landet im Durchschnitt deutlich öfter im Rucksack als etwa die DJI Mini Serie. Der Grund ist einfach: Sie ist leichter, braucht keinen Controller und fällt im Flug noch weniger auf.
Einfache Bedienung ist im Trend
Die komplette Bedienung ohne Controller hat viele Nutzer bei der HoverAir X1 zunächst verwundert und danach überzeugt. Für uns liegt es auf der Hand, dass auch DJI einen Flugmodus ohne Fernsteuerung und Handy ermöglichen wird. Darauf deuten die Tasten auf der Oberseite der DJI Neo bereits klar hin.
Der große Erfolg für DJI könnte bei der Neo aber etwas kontraintuitiv gerade in der Tatsache schlummern, dass DJI zusätzlich auch eine klassische Flugoption mit einem Controller bieten wird.
Während die X1 lediglich auf eine WiFi-Verbindung im „manuellen Modus“ über die App gesteuert werden kann, wird DJI sicherlich einige Tricks aus dem Ärmel schütteln, um die Übertragung zwischen Controller und Neo-Drohne deutlich stabiler als einen einfache WiFi-Link zu machen. Sollte das gelingen, mutiert die DJI Neo direkt zur ernsthaften Option für alle Enthusiasten, die beispielsweise gerne auch Indoor fliegen möchten.
Die Fantasien über eine FPV-Fähigkeit der DJI Neo können wir nachvollziehen, glauben derzeit aber bislang nicht dran – zumindest nicht zum Launch. Natürlich täuschen wir uns hier gerne. Denn das wäre ein Killer-Feature, welche selbst der Avata 2 in bestimmten Bereichen Konkurrenz machen würden.
Unterm Strich ziehen immer mehr Piloten die schnelle und schnappschuss-artige Möglichkeit vor, eine Mini-Drohne kurzfristig aus der Hand starten zu können. Was natürlich nicht bedeutet, dass eine normale Kameradrohne überflüssig wird. Die kleinen Selfie-Drohnen sind aber bereits so gut, dass für den einen oder anderen Shot das Landing-Pad samt klassischer Drohne im Rucksack bleiben kann.
Bildqualität ist ausreichend (für Social Media)
Ganz ohne Frage: Die DJI Neo wird nicht die Bildqualität liefern, die Enthusiasten von aktuellen Kameradrohnen gewohnt sind und sie für kommende Modelle einfordern.
Also keine Angst: Die DJI Air 3S hat natürlich ihre Berechtigung und wird in einem Direktvergleich die Aufnahmen der DJI Neo weit übertreffen. Gerade mit den Gerüchten über die Rückkehr eines 1-Zoll-Sensors in der Air 3S wird die Drohne einer kleinen Selfie-Drohne in Bezug auf Qualität, Bildstabilisierung und natürlich Rauschverhalten bei Dunkelheit überlegen sein.
Bei allem, was bisher feststeht, wird die DJI Neo wohl 4K-Video aufzeichnen können. Damit wäre DJI in dieser Disziplin der HoverAir X1 bereits einen Schritt voraus, welche maximal 2,7K unterstützt.
Beobachtet man jedoch den Markt, besteht dieser eben nicht nur Enthusiasten. Es gibt auch Kunden, die sich für eine DJI Mini 4K interessieren und den niedrigen Preispunkt attraktiv finden oder sich eine HoverAir X1 als einzige Drohne zugelegt haben.
Im Grunde will diese Zielgruppe nur eins: Einfach und schnell, am liebsten überall, Fotos (von sich selbst) machen und das mit, wenig Aufwand und ohne tausende Euro auszugeben. Die HoverAir X1 erfüllt das bereits. DJI dürfte mit der DJI Neo hier die „Apple-Strategie“ fahren und wird mit der DJI Neo wahrscheinlich nicht die Drohnenwelt neu erfinden. Das Unternehmen hat jedoch die Ressourcen und die Fähigkeiten, um die DJI Neo direkt zur besten Selfie-Drohne am Markt zu machen und damit auch dieses Segment für sich zu eröffnen und zu besetzen.
Um auf den Titel zurückzukommen: Etwas hart formuliert wir die DJI Air 3S wohl einfach „eine weitere Kameradrohne“ (was nicht wertend gemeint ist. Die DJI Neo dürfte alleine aufgrund ihrer Größe und der verschiedenen Arten der Bedienung entsprechend mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Warten wir’s ab. Was meint ihr?