Am vergangene Wochenende haben wir euch ausführlich über den umfangreichen Leak von Film- und Fotomaterial zur DJI Mini 3 berichtet. Mit einigen neuen Informationen in der Hinterhand, lässt sich der Leak jetzt noch besser interpretieren.
Die DJI Mini 3 wird derzeit von vielen Drohnen-Fans heiß erwartet. Das dürfte vor allem daran liegen, dass zum einen viele Piloten mit einer möglichst simplen Gesetzeslage konfrontiert sein möchten, zum anderen hat der Konkurrent Autel gezeigt, was man heutzutage alles in einer 250g-Drohne unterbringen kann.
Zwar ist es über die offiziellen Kanäle von DJI weiterhin still, was einen Mini 3 Launch angeht, das soll uns aber nicht daran hintern, über die neusten Gerüchte zu sprechen.
Umfassender Mini 3 Leak war offenbar ungeplant
Den meisten unserer Leser dürfte klar sein: Leak ist nicht gleich Leak. Häufig wird das stückweise veröffentlichen von Häppchen zu neuen Produkten, auch als Teil einer geschickten Marketingstrategie eingesetzt. Wenn das gut gemacht wird, ist es für die Empfänger dieser Informationen häufig schwer bis unmöglich abzuschätzen, ob die Hersteller diese Infos absichtlich veröffentlicht haben oder ob tatsächlich etwas durchgesickert ist. Denn natürlich passieren solche geplanten Leaks nicht direkt über Kanäle des Herstellers, sondern werden über die etablierte Community eingesteuert.
Bei dem großen Leak der Mini 3 Pro am vergangenen Samstag handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit aber wohl um einen ungeplanten Leak – was bei DJI im Headquarter sicher nicht für Freudensprünge gesorgt haben dürfte.
Die Annahme ist schnell erklärt: Im Video wird nur die DJI Mini 3 sowie ein Flugakku gezeigt. Wenn sich jemands bereits die Mühe macht, die Drohne zu filmen und das Material zu verteilen, hätte es nahe gelegen, auch den neuen Controller – welcher ja ein Display besitzen soll -, ebenfalls direkt abzulichten.
Das Gimbal der geleakten Drohne ist kaputt
Damit liegt hier der Schluss nahe, dass die Person, die die Fotos und das Videos erstellt hat, die neue DJI RC nie besessen hat. Wir könnten es hier also zeitgleich mit den ersten echten Aufnahmen der DJI Mini 3 und parallel auch mit den aller ersten Aufnahmen einer verlorengegangene Mini 3 zu tun haben.
Ein weiteres Indiz, was dafür spricht: Das Gimbal der Drohne in dem geleakten Video scheint defekt zu sein. Auf der rechten Seite (von unten betrachtet) ist eine Lücke zwischen Kamera und dem Vorsatz des Rahmens zu sehen. Am mittleren Gelenk sieht ein Stück aus, als wäre es abgebrochen.
Normalerweise scheint die neue Kamera der Drohne also von beiden Seiten gehalten zu werden. Ist diese Mini 3 also vielleicht sogar abgestürzt und so anderen Personen außerhalb DJI in die Hände gefallen?
Die Seriennummer ist echt!
Spannend ist weiterhin, dass es sich bei dem abgebildeten Produkt um ein sehr frühes Muster der neuen Mini 3 Familie handeln muss. Die Drohne trägt nämlich auf der Ober- und Unterseite eine eingelaserte Seriennummer.
Das ist typisch für frühe Muster, die in der Regel eine ganze Zeit vor den offiziellen Testmustern verwendet werden – häufig durch einen sehr engen Testerkreis, meist firmenintern.
Und siehe da: Die deutlich zu lesende Seriennummer (1581F4XFD222T002G7Z8) der Drohne lässt sich bereits direkt über die DJI-Website verifizieren. Entsprechenden Bilder dazu gibt es bereits im Netz von den üblichen Quellen. Die gezeigte Drohne wurde somit bereits am 04. März 2022 aktiviert. Das würde bedeuten, dass DJI bereits eine ganze Zeit lang Daten sammelt und Tests durchführt.
Warum wir nicht an einen 1-Zoll-Sensor glauben
Parallel zu diesen ganzen Vorgängen sind über mehrere Quellen Gerüchte verteilt worden, dass DJI die Mini 3 mit einem 1-Zoll-Sensor für die Kamera ausstatten könnte.
Das scheint natürlich auf den ersten Blick verlockend, es gibt aus unserer Sicht aber einige Gründe, die dagegensprechen:
Aus Marketingsicht, macht es wenig Sinn der DJI Air 2S (ebenfalls 1-Zoll-Sensor) mit einer Mini 3 in diesem Bereich Konkurrenz zu machen. DJI hat mit dem Phase-Out der Mavic 2 Serie sein Portfolio gerade erst wieder aufgeräumt und gut verständlich für Kunden strukturiert. Eine Mini 3 mit einer 1-Zoll-Kamera würd das erneut zur Nicht machen.
Aus technischer Sicht ist es fraglich, ob in die bestehende Lücke überhaupt ein 1-Zoll-Sensor Platz finden würde. Der Leaker DealsDrone hat dazu eine Konzeptzeichnung veröffentlicht, die aber sehr vage gehalten ist.
Sehr sicher würde eine solche Version – welche dann klar die Pro-Variante der Mini 3 sein müsste – wohl die 250g Gewichtsmarke übersteigen. Damit fiele die Drohne dann erneut genau in den Anwendungsbereich der DJI Air 2S (zu unserem Testbericht).
Fraglich ist außerdem weiterhin, ob es unbedingt ein 1-Zoll-Sensor sein muss. Es kommt ja am Ende nicht auf die absolute Größe des Bildsensors, sondern auf die Größe der einzelnen Pixel an. Autel hat mit der EVO Nano+ bereits vorgemacht, wie man diese Ansprüche in Einklang bringen kann. Die Konkurrenz setzt dafür auf einen 1/1,28-Zoll-Sensor mit 50 MP und einer Pixelgröße von 2,44 μm.x 2,44 μm. Zusammen mit einem RYYB-Farbfilter erreicht die Autel-Drohne so eine gute Rauschreduzierung, ohne einen riesigen Sensor zu benötigen.
Dass DJI hier einen ähnlichen Weg geht – alleine schon Gewichtsgründen – halten wir deshalb für möglich. In jedem Fall ist es deutlich wahrscheinlicher als einen 1-Zoll-Sensor in einer Sub-250-g-Drohne.
Quelle: DealsDrones via Twitter