Überblick: GoPro Karma Pairing-Problem beheben

Publiziert von Nils Waldmann

am

Viele GoPro Karma Drohnen sind von einem Kopplungsproblem betroffen, welches die Drohne unbenutzbar macht. Jetzt gibt es einen Lösungsansatz. Wir haben euch die wichtigsten Details im folgenden Artikel zusammengefasst, die eure GoPro Karma retten könnten.

Die GoPro Karma Drohne ist kein besonders rühmliches Kapitel in der sonst durch viele Erfolge geprägten Firmengeschichte von GoPro. Nachdem die Drohne 2020 durch ein Update des GPS-Navigationssystems nicht mehr abheben konnte, was durch ein verzögertes Update von GoPro später behoben wurde, bleiben weitere Karma Drohnen durch die „White LED of Death“ am Boden.

Das Problem ist einfach, wie fatal: Drohne und der Karma Controller können nicht mehr gekoppelt werden. Die Kameradrohne wird damit unbrauchbar. Doch es gibt Hoffnung auf eine – wenn auch nicht ganz einfache – Lösung.

GoPro Karma: Was ist das Problem?

Viele Nutzer der Karma Drohne haben sich über die letzten Jahre in diversen Online-Foren und auf YouTube zusammengefunden, um das bisher kritischste Problem der GoPro Karma anzugehen. Auch eine Unterschriftenaktion wurde vor mehreren Jahren ins Leben gerufen, um den Hersteller zum Handeln zu bewegen – mit wenig Erfolg.

Das aktuelle Problem ist ganz einfach beschrieben: Drohne und Controller haben ihre Koppelung verloren und können sich nicht mehr verbinden.

Das Problem äußert sich in drei / vier typischen Symptomen:

  1. Der Pairing-Versuch vom Controller bleibt von der Drohne unbeantwortet.
  2. Die Status-LED leuchtet dauerhaft weiß.
  3. Das Gimbal wird nach dem Einschalten der Drohne nicht initialisiert.
  4. Sporadisch: Nach mehreren Minuten in diesem Zustand fängt die Status-LED manchmal an, rot zu blinken.

Wer in dieser Situation steckt, hat einen mehrere hundert Euro teuren Briefbeschwerer in Form einer Drohne zu Hause. Extrem frustrierend und ärgerlich.

Was ist die Ursache für das Verbindungsproblem der GoPro Karma?

Lange Zeit war unklar, was den Fehler auslöst. Initial wurde allgemein davon ausgegangen, dass ein Update den Fehler pauschal ausgelöst hat. Das scheint jedoch so nicht direkt zuzutreffen.

Findige Bastler (initial „Sergey“ via Youtube und auch „bozmanx“ via YouTube) haben sich dann auf die Suche nach genauen Ursachen gemacht und zwei potenzielle Fehlerquellen identifiziert. Zunächst wurde davon ausgegangen, dass der NAND (Flashspeicher) durch einen Softwarefehler komplett vollgeschrieben wäre und somit einen korrekten Boot der Drohne verhindert. Die Lösung hierfür wäre ein aufwendiger Tausch des Speicherchips gewesen, der für die allermeisten Kunden ohnehin nicht durchführbar gewesen wäre.

Die zweite Fährte führte in Richtung eines defekten Bootloaders des verbauten SoCs, der somit den Boot der Drohne verhindert. Diese Vermutung stellte sich – zumindest für einige der betroffenen Drohnen – als Volltreffer heraus.

Mit dieser identifizierte Ursache wurde dann ein Vorgang erprobt, mit dem die GoPro Karma Drohne wiederbelebt und somit gerettet werden kann.

Ziel: Den Bootloader des DM368 SoCs neu erstellen, sodass dieser wieder korrekt booten kann, um die GoPro Karma erneut mit dem Controller binden zu können.

Sicherheitsbedenken stehen im Raum

Einige Nutzer, darunter ein angeblicher ehemaliger Entwicklungsingenieur von GoPro (unbestätigt), äußern Kritik an dem Reparaturversuch des Bootloaders.

Demnach sei der Defekt der Partition ein erstes Anzeichen dafür, dass der NAND-Baustein (Flashspeicher) einen Defekt aufweisen würde. Das könne, bei einer „reparierten“ Drohne, die zunächst wieder zu funktionieren scheint, zu unvorhergesehenem Verhalten führen. Ein Defekt des NANDs während des Fluges wäre dann fatal.

Wir können diesen Einwand nicht prüfen und lassen ihn zu eurer Information an dieser Stelle unkommentiert stehen. Dementsprechend muss jeder selbst für sich bewerten, wie hoch das Restrisiko ist, dass eine „gerettet“ Karma-Drohne durch einen Folgefehler des NANDs außer Kontrolle gerät und Folgeschäden anrichtet.

Ohne Lötkolben kein Erfolg

Um die Drohne erneut zur Arbeit zu bewegen, sind mehrere Schritte notwendig. Dabei muss die GoPro Karma demontiert werden und ihr müsst mit dem Lötkolben umgehen können.

Ein Reparaturversuch kann durch Unachtsamkeit oder Unkenntnis auch schnell in einem Totalschaden des Mainboards oder einzelner Komponenten enden. Generell ist diese Lösung also leider nicht für jeden gedacht. Aber vielleicht gibt es im Bekanntenkreis jemanden, der euch mit Fähigkeiten und Werkzeug aushelfen kann, um eure GoPro Karma doch noch zu retten.

Wichtig: Wir haben selbst keine betroffene GoPro Karma Drohne zur Hand. Die im Artikel zusammengetragenen Informationen sollen euch lediglich helfen, das Vorgehen genauer zu verstehen und fassen unsere recherchierten Erkenntnisse zusammen. Der Artikel dient keinesfalls als konkrete Reparaturanleitung!

Disclaimer: Wir übernehmen ausdrücklich keine Haftung und Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen. Die Recherche erfolgte nach besten Wissen und Gewissen. Die Verwendung der Informationen geschieht ausdrücklich auf eigene Gefahr.

Benötigtes Werkzeug

Für den Reparaturversuch werden mehrere Komponenten benötigt. Dazu zählen folgende Teile:

  • USB-zu-Serial-Adapter
  • PC mit Serial Client (z.B. Putty)
  • Lötkolben und Zubehör (Lötzinn, Reinigungsmittel, etc.)
  • feine Litze (am besten in verschiedenen Farben)
  • 1 kOhm Widerstand
  • microSD-Karte
  • feine Messspitze (z.B. von einem Multimeter)
  • Werkzeug zum Zerlegen der Drohne (Schraubendreher, Pinzetten, etc)

Wer diese Grundausstattung zur Verfügung hat und weiß, wie mit seriellen Verbindungen zu arbeiten ist, hat gute Chancen, seine Drohne wieder in die Luft zu bekommen.

GoPro Karma Pairing-Fix: Reparaturschritte (Hohe Flugebene)

Wir möchten an dieser Stelle zunächst an das sehr gute Video von bozmanx verweisen, welches alles notwendigen Schritte und Hintergründe vermittelt. Auch das Video von dem Nutzer Sergey, welcher den Prozess offenbar als Erstes herausgefunden und für andere dokumentiert hat, ist sehr sehenswert. Schaut euch dieses in jedem Fall an (englisch)!

Wir haben das allgemeine Vorgehen im Folgenden noch einmal abstrahiert aufgelistet, um euch einen allgemeinen Überblick über die notwendigen Schritte zu geben.

Das Ziel der gesamten Aktion: Die GoPro Karma Drohne (genauer gesagt den DM368 SoC) dazu bringen, als Boot Device die microSD-Karte anstelle des NANDs (auf welchem der Bootloader fehlt / korrupt ist) zu verwenden. Danach von der microSD-Karte booten und den Bootloader neu erstellen. Fertig.

Benötigte Zeit: 1 Stunde

GoPro Karma Bootloader erneuern

  1. Propeller und Akku entfernen

    Für alle Arbeiten an der Drohne müssen unbedingt die PROPELLER ENTFERNT werden. Für spätere Schritte wird die Spannungsversorgung über den Akku benötigt. Für die Demontage selbst sollte die Drohne trotzdem in jedem Fall spannungsfrei gehalten werden!

  2. GoPro Karma Drohne öffnen

    Die Drohne muss so weit demontiert werden, dass ihr von oben Zugriff auf das Mainboard habt. Dazu muss die obere Abdeckung entfernt werden. Anhand einiger iFixt-Anleitungen kann man sich hierfür relativ gut inspirieren lassen, wie am besten vorzugehen ist. Auch muss die Metallabschirmung rund um den SoC-Bereich und einige Füllungen entfernt werden.

  3. microSD-Karte flashen

    Auf seinem YouTube-Kanal stellt der User bozmanx ein passendes Images für das Erstellen einer bootfähigen microSD-Karte bereit. Dieses muss auf eine leere Speicherkarte geschrieben werden. Danach wird sie in die Drohne eingelegt.

  4. Karma per serieller Konsole verbinden

    Eine Verbindung zwischen Computer mit Serial Client (z.B. Putty) via USB-Serial-Adapter dem J2-Header der Drohne verbinden. (Baud-Rate: 115200)

  5. Kabel anlöten und Verkabelung herstellen

    Erstellen einer Verbindung zwischen den beiden Pads des FB36-Headers mit einem 1 kOhm Widerstand zu einer Y-Verbindung mit einer Messspitze. Sollte der FB36-Header fehlen, kann euch folgendes Video helfen.

  6. Überbrücken des Bootselector-Widerstandes

    Mit der Messspitze wird der Widerstand am TP1-Port des DM368 überbrückt. Dadurch wieder der Eingang auf HIGH gezogen und der Bootmodus wird von NAND auf SD-Karte gewechselt.

  7. Drohne mit überbrücktem Widerstand einschalten

    Die Drohne bootet von der microSD-Karte. Login erfolgt über die serielle Konsole mit „root“. Nach dem Boot von der microSD-Karte. (Empfehlung von bozmanx: Abwarten, bis der Login-Screen des Bootimage erscheint, bevor die Brücke entfernt wird.)

  8. Bootloader erneuern

    Danach wird der Schreibmodus aktiviert, die aktuelle Partition des Bootloaders gesichert und danach ein neuer Bootloader geschrieben. (Befehle siehe unten.)

  9. Karma ohne Brücke neu starten

    Nach einem Neustart sollte die Karma nun wieder direkt von dem NAND booten. Da die Prozedur ausschließlich die Partition des Bootloaders verändert hat und keine anderen Inhalte des NANDs verändert wurden, sollte die normale Funktion wiederhergestellt sein.

  10. Drohne koppeln

    Durch längeres Drücken der Power-Tatse wird die GoPro Karma in den Pairing-Modus versetzt. Die Verbindung sollte jetzt wieder klappen. Auch darf die durchgehende weiße LED nicht mehr auftauchen, wenn die Drohne gestartet wird. Ebenfalls werdet ihr bemerken, dass das Gimbal wieder initialisiert.

  11. Drohne wieder fachgerecht montieren

    Dazu gehört ggf. auch das Wiederaufbringen von vorher entfernen Materialien im SoC-Bereich.

Hier noch die Befehle, die für das Sichern und Neuschreiben des Bootloaders notwendig sind. (Quelle: bozmanx)

Schreibzugriff aktivieren

insmod /opt/sentinel/modules/mtd_write_enable.ko

Vorhandene Bootloader-Partition sichern:

dd-new if=/dev/mtdblock0 of=/home/backup/mtdblock0.bin conv=sync,noerror status=progress

Vorhandene Bootloader-Partition löschen:

flash_eraseall /dev/mtd0

Neuen Bootloader schreiben:

nandwrite -p /dev/mtd0 /home/orig/mtdblock0.bin

Wichtig: Für die tatsächliche Durchführung des Reparaturversuches schaut euch unbedingt das Video an und lest euch tiefer in die Materie ein. Unser Artikel soll lediglich einen groben Überblick, über die notwendigen Schritte geben. Damit könnt ihr bereits abschätzen, ob das Vorgehen euren Fähigkeiten entspricht.

Unser Artikel dient keinesfalls als konkrete Reparaturanleitung!

Schlusswort

Wir hoffen, euch hat diese kurze Zusammenfassung zur Lösung des Verbindungsproblems der GoPro Karma Drohne geholfen zu verstehen, welche Möglichkeiten ihr habt, eure Drohne vielleicht doch noch zu retten.

Sollte dies der Fall sein, freuen wir uns darüber, wenn du den Artikel teilst. Bei Fragen oder Anregungen hinterlasse gerne jederzeit einen Kommentar. Auch freuen wir uns darüber, wenn du für den Kauf einer neuen Drohne einen unserer Partnerlinks verwendest (mit * gekennzeichnet), so erhalten wir eine kleine Provision.

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Quelle: Sergey via YouTube, bozmanx via YouTube

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Nils Waldmann

Hi, ich bin Nils! Ich bin leidenschaftlicher Modellbauer, Hobby-Fotograf, Akku-Liebhaber und RC-Pilot. Ich berichte hier über die neusten Entwicklungen in der Drohnen-Branche und kümmere mich um detaillierte Anleitungen, Guides und Testberichte.

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5 Gedanken zu „Überblick: GoPro Karma Pairing-Problem beheben“

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    Super Zusammengefasst – der SD Slot ( falls keiner schon vorhanden ist) muss gelötet werden. Das überbrücken kann auch mit Messspitzen gemacht werden.

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    Super Zusammengefasst – der SD Slot ( falls keiner schon vorhanden ist) muss gelötet werden. Das überbrücken kann auch mit Messspitzen gemacht werden.

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    Lili Fredge
    Das einzige sichere und professionelle Mittel gegen das Kopplungsproblem im Zusammenhang mit NAND-Flash-Speicher ist dessen Austausch. Dieser kritische Defekt betrifft sowohl das Schreiben als auch das Lesen von Daten, eine Komplexität, die wir im Laufe der Jahre immer wieder betont haben. Bitte seien Sie auch dann äußerst wachsam, wenn ein Drittanbieter Ihren Drohne repariert, um sicherzustellen, dass der interne NAND-Speicher ersetzt wurde. Dies ist eine grundlegende Vorsichtsmaßnahme, obwohl das Bauteil nur 6 USD kostet.
    Als Reaktion auf zahlreiche Anfragen haben wir ein Bildungsvideo produziert. Es zeigt die zufälligen Ausfälle des NAND-Flash-Speichers am Ende seiner Lebensdauer. Probleme beim Lesen des Speichers führen zu zufälligen Fehlern in allen Partitionen, was zu einem unvorhersehbaren System führt, oft angezeigt durch den Fehler ‚NAND Boot failed‘, der jedes Pairing verhindert. Ein scheinbar normaler Start kann erhebliche Fehlfunktionen verbergen, was es entscheidend macht, den instabilen Speicher zu ersetzen, um jede unentschuldbare Nachlässigkeit zu vermeiden. Nach mehreren Instabilitätsvorfällen wird die Boot-Partition irreparabel beschädigt. Das Umschreiben dieser Partition ohne Austausch des Speichers ist nur eine Behelfslösung, vergleichbar mit dem Hinzufügen von Öl zum Bremsflüssigkeitsreservoir, ohne eine defekte Dichtung zu ersetzen – eine verantwortungslose und inakzeptable Praxis für Geräte mit ziviler Haftung.
    Ich bin ein ehemaliger Entwicklungsingenieur bei GoPro. Bei Bedarf bin ich auf LinkedIn verfügbar.

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