In den USA ist es gestern zu einem landesweiten Flugverbot für sämtliche Flugaktivitäten gekommen. Grund dafür ist der Ausfall eines wichtigen Systems der Luftsicherung, das die aktuellen NOTAM im US-Luftraum verwaltet.
Wie wichtig IT-Systeme auch in der Luftfahrt sind, haben die USA nun erfahren. Fast ausnahmslos alle Flüge mussten am 11. Januar 2022 am Boden bleiben. Das Ganze war eine Sicherheitsmaßnahme, die durch den Wegfall aktueller NOTAM-Meldungen ausgelöst wurde.
Der Vorfall rückt auch andere Systeme unter das Brennglas, die in Zukunft für die reibungslose Integration von Drohnen in den überwachten Luftraum benötigt werden.
Was sind NOTAMs?
Die Abkürzung NOTAM steht ausgeschrieben für den Begriff Notice to Airmen (seltener Notice to Air Missions), auf Deutsch etwa „Nachricht(en) an Luftfahrer“.
Es handelt sich dabei um Informationen, Anweisungen und Anforderungen, die von allen Teilnehmern am Luftverkehr beachtet werden müssen, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten. Im Grunde beschreiben NOTAMs also temporäre oder auch längerfristige Abweichungen und Einschränkungen von den sonst allgemeingültigen, publizierten Luftkarten.
Das können etwa Einschränkungen oder Flugverbote in einem bestimmten Gebiet sein, die durch besondere Veranstaltungen oder Naturkatastrophen ausgerufen werden.
NOTAMs sind dabei nicht nur für die bemannte Luftfahrt essenziell. Auch Drohnenpiloten müssen sich vor dem Aufstieg über eventuell geltenden Einschränkungen über das NOTAM-System im gewünschten Fluggebiet für die vorgesehene Zeit des Fluges informieren. Für den deutschen Luftraum steht dafür das NOTAM-Portal der DFS zur Verfügung. Alternativ bilden bekannte Drohnen-Apps meist ebenfalls aktuell aktive Meldungen ab. NOTAMs gibt es so gut wie in jedem Land. Sie werden von der jeweils lokal verantwortlichen Landesflugsicherung veröffentlicht.
Flugverkehr in den USA am Boden
Durch den Ausfall des NOTAM-Systems für den Luftraum der USA, lag dort der gesamte Luftverkehr, für mehrere Stunden brach. Die zuständige US-Behörde FAA gab bekannt, dass das zuständige System eine Fehlfunktion hatte und für die weitere Untersuchung zunächst abgeschaltet wurde.
Auch der US-Präsident wurde über den Vorfall informiert und forderte von der FAA eine detaillierte Untersuchung der Ursachen an. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen die US-Behörden und -Regierung jedoch nicht von einer Cyberattacke aus. Offenbar hat eine defekte Datenbankdatei den Fehler ausgelöst.
Nachdem der Ausfall über Nacht (US-Zeit) geschah, wurde die Sperre für den Luftverkehr gegen 15:00 Uhr deutscher Zeit in den meisten Gebieten aufgehoben, sodass Flüge wieder abheben durften. Das teilte die FAA über ihren Twitter-Account mit.
Kritische Infrastruktur im Fokus
Im Grunde handelt es sich bei dem NOTAM-System „nur“ um ein System, das Informationen verteilt. Zugegebenermaßen viele Informationen: Alleine die FAA gibt im Jahr über 1 Million Meldungen über das System ab.
Der Vorfall zeigt wieder einmal sehr deutlich, wie abhängig die moderne Verkehrsinfrastruktur von der Funktion darunterliegender IT-Systeme ist. Diese Abhängigkeit dürfte in Zukunft weiter zunehmen, wenn auch UAVs über entsprechende Anwendungen in die Luftraumüberwachung aufgenommen werden.
In der EU spricht man in diesem Kontext vom sogenannten U-Space, der neben einer eigenen Luftraumklasse auf verschiedenen Anwendungen beruht, die alle nahtlos zusammenarbeiten müssen, damit die Integration sicher und lückenlos funktioniert.
Der Ausfall des bereits seit vielen Jahrzehnten verwendeten NOTAM-Systems ist eine gute Erinnerung daran, dass auch neue Systeme ebenfalls ausfallen könn(t)en – mit allen zugehörigen Konsequenzen.
Quelle: FAA