In den Niederlanden hat eine sozialistische Jugendgruppe mit einer Protestaktion gegen die Involvierung der Zweigniederlassung von DJI in die Bereitstellung von Drohnen an Russland demonstriert.
Seit der russischen Invasion in die Ukraine hat sich auf grausame Art und Weise herausgestellt, welche tragende Rolle Drohnen im aktuellen Kriegsgeschehen spielt. Beide Seiten setzen Drohnen – zum großen Teil zivile Modelle – für die Aufklärung und auch Angriffe ein.
Dazu werden die Kameradrohnen hauptsächlich mit Granaten oder anderen Sprengsätzen ausgerüstet und so zur Waffe gemacht, um feindliche Ziele, meist völlig unentdeckt aus großer Höhe und mit beängstigender Präzision, anzugreifen.
ROOD Rotterdam stellt DJI Europe BV an den Pranger
Die sozialistische Jugendgruppe ROOD Rotterdam (übersetzt „rot Rotterdam“) hat jetzt die Tochtergesellschaft DJI Europe BV ins Visier genommen, die ihren Standort in der niederländischen Stadt Barendrecht in Südholland hat.
Von hier aus wickelt DJI einen großen Teil seiner Logistik für den europäischen Markt ab. DJI Europe BV ist dabei eine direkte Tochter in der Hand des DJI-Mutterunternehmens in China.
Die Aktivisten haben bereits am vergangenen Wochenende mit selbstgemalten Plakaten auf das Ergebnis einer investigativen Recherche aufmerksam gemacht, die DJI Europe BV indirekt mit Lieferungen von Drohnen in Verbindung bringt, die ihren Weg in die Hände russischer Pro-Kriegs-Organisationen gefunden haben sollen.
Mit der Aktion will die Gruppe, welche neben einer Verurteilung des aktuellen Krieges in ihrem Statement auch darauf hinweist, dass das derzeitig kapitalistische Wirtschaftssystem durch den Sozialismus abgelöst werden muss. Waffenlieferungen müssen laut ROOD Rotterdam zwangsweise an beide Kriegsparteien gestoppt werden.
OCCRP zeigen, wie DJI-Drohnen über Kasachstan nach Russland wandern
Anlass für den Protest war eine investigative Recherche, die vor einigen Wochen von dem OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) in Zusammenarbeit mit IStories, Der Spiegel und Vlast veröffentlicht worden sind.
In dem Bericht haben die Journalisten analysiert und Nachweise dafür gesammelt, wie trotz der massiven westlichen Wirtschaftssanktionen, die seit dem Angriff Russlands gegen die Ukraine verhängt worden sind, weiterhin sanktionierte Technologie ihren Weg nach Russland und vermeintlich auch an die Front finden.
Darunter wird explizit auf den Drohnenhersteller DJI eingegangen, aus dessen Produktion auch die meisten Drohnen im Kriegsgebiet stammen sollen. Dies lässt sich wohl vor allem durch DJIs großen Weltmarktanteils im Bereich ziviler Drohnen begründen.
Die Recherchen haben ergeben, dass DJI Europe BV Drohnen an ein Unternehmen (Aspan Arba) in Kasachstan geliefert haben soll, welches diese dann wiederum weiter nach Russland exportiert hat. Besonders interessant daran ist, dass der „Zwischenhändler“ in Kasachstan erst nach der Invasion gegründet wurde und seine Geschäfte mit DJI und damit auch mit DJI Europe BV erst nach dem Ausbruch des Krieges im Verlauf des Jahres 2022 aufgenommen haben soll.
Von dort aus ging ein Teil der Drohnen dann weiter an das russische Unternehmen Nebesnaya Mekhanika, welches der gleichen Person gehören soll, wie Aspan Arba in Kasachstan.
Nebesnaya Mekhanika soll die Drohnen dann unter anderem an Pro-Kriegs-Organisationen in Russland weiterverkauft haben. Auf diesem Wege seien die derzeitigen Sanktionen umgangen worden, wie OCCRP berichtet. Kasachstan steht dabei bisher nicht auf der Liste der von den Sanktionen erfassten Länder.
DJI äußerte gegenüber den Journalisten, dass das Unternehmen seine Händler entsprechend instruiert habe, den bestehenden Sanktionen zu folgen und alle Verkäufe in sanktionierte Staaten zu unterbinden. Außerdem wies der Sprecher erneut darauf hin, dass DJI bereits im Frühjahr 2022 den Verkauf seiner Produkte nach Russland gestoppt habe.
Quelle: OCCRP, ROOD Rotterdam