Der Kamera- und Drohnenhersteller DJI hat nun bekanntgegeben, seine Produkte vorerst nicht mehr in der Ukraine oder Russland zu verkaufen. Das Unternehmen selbst war bereits ins Visier geraten und sah sich Behauptungen gegenüber gestellt, die russische Invasion zu unterstützen.
Mit dem Beginn des Krieges von Russland gegen die Ukraine Ende Februar 2022 war relativ schnell klar, dass zivile Drohnen eine wichtige Rolle in dem Krieg spielen würden. Bereits nach wenigen Tagen rief beispielsweise des ukrainische Verteidigungsministerium dazu auf, entsprechende Kameradrohnen an das Militär abzugeben und so zu helfen.
Daraufhin folgten auch diverse Drohnenlieferung aus Europa, um das ukrainische Militär besser auszustatten. DJI geriet damit einmal mehr in den Fokus der Öffentlichkeit, denn viele dieser Drohnen stammten von dem Unternehmen.
„Geschäft vorübergehend beendet“
Der Weltmarktführer im zivilen Drohnenbereich hatte bereits in der vergangenen Woche mit einem Statement noch einmal klar gemacht, dass DJI Drohnen (oder Produkte allgemein) nicht für den militärischen Einsatz gedacht sind und DJI diese Art der Verwendung nicht unterstützt.
In der Stellungnahme ging man sogar so weit und forderte alle Geschäftspartner dazu auf, Drohnen für eine entsprechende Verwendung nicht zu verkaufen oder gar Support zu leisten, wenn klar wäre, dass die Fluggeräte im militärischen Kontext eingesetzt würden – auch Konsequenzen bei Nichtbeachtung wurden genannt.
Nun folgte die Ankündigung, auf die wohl viele Kritiker bereits vor einigen Wochen gewartet haben: DJI stellt vorübergehend alle Geschäfte in der Ukraine und in Russland ein. Das gilt offenbar mit sofortiger Wirkung und ist laut offizieller Angabe einem internen Überarbeitung der internen Verkaufsrichtlinien für verschiedene Gebiete geschuldet. Kurz gesagt: Das Unternehmen positioniert sich erneut neutral, indem die Geschäfte in beiden Staaten eingestellt werden.
„Unverschlüsselte“ Aeroscope-Signale scheuchen die Presse auf
Ein Artikel des Magazins The Verge vom 23. März 2022 der sich um den Einsatz von Drohnen in der Ukraine und zugehöriger Technologien, wie Remote ID Scanner, beschäftigte, sorgte außerdem für ein wenig Verwirrung. Auf Basis der Aussagen von DJI und einer weiteren Quelle hieß es hier zunächst, die Remote ID-Signale, die aktuelle DJI Drohnen abstrahlen würden, seien verschlüsselt.
Das hätte konkret bedeutete, nur ein DJI Aeroscope wäre in der Lage gewesen, die Daten von DJI Drohnen – dazu zählen unter anderem auch die Position der Drohne und des Drohnenpiloten – auszulesen. Wieso DJI sich initial so gegenüber The Verge äußerte, ist unbekannt.
Wer aber weiß, dass DJI sein Aeroscope-System ursprünglich einmal mit der Idee im Hinterkopf entwickelt hat, das auch andere Hersteller den Standard nutzen, muss an dieser Stelle schon gestolpert sein. Eine Verschlüsselung von Remote ID-Signalen würde ja dem ursprünglichen Zweck entgegenlaufen – zumindest, wenn Remote ID so umgesetzt wird, wie es in der EU und den USA vorgeschrieben ist.
So wundert es am Ende wenig, dass mittlerweile richtig gestellt ist: Aeroscope-Signale, die von alle aktuellen Drohnen von DJI ausgesendet werden, sind nicht verschlüsselt. Zwar kann das Signal „out-of-the-Box“ nur von einem der offiziellen Aeroscope-Geräte empfangen werden, es gibt aber bereits ein Projekt, welches am Decoding des Remote ID des OcuSync-Signals arbeitet. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein (oder ist vielleicht schon irgendwo unveröffentlicht möglich) bis sich Remote ID Signale von DJI Drohnen auch über andere Scanner empfangen lassen.