Auch knapp zwei Jahre nach dem ursprünglich geplanten Wirksamwerden der neuen EU-Drohnenregeln fehlt von offiziell zertifizierten Produkten nach den neuen EU-Drohnenklassen noch jede Spur. Ausgerechnet Snapchat könnte das ändern.
Wer derzeit mit dem Kauf einer neuen Drohne liebäugelt, wir sicher schon auf das Thema Drohnenklasse oder Cx-Label gestoßen sein. Für viele Interessenten ist es eines der wichtigste Argumente, sich für oder gegen ein bestimmtes Modell zu entscheiden.
Aktuell gehts bei dieser Entscheidung aber gar nicht darum, welcher Drohnenklasse eine Produkt angehört, sondern welche Drohnenklasse ein Modell nachträglich zugewiesen bekommen könnte oder aber was ein Betrieb als so genannte Bestandsdrohne für die eigene Kaufentscheidung bedeuten würde.
Kommt die Pixy mit C0-Label?
Bereits Anfang des Jahres haben wir in einem ausführlich Artikel darüber berichtet, wie erste Produkte – vor allem im unteren Preisssegment – bereits mit aufgedrucktem Cx-Label verkauft werden. Dabei handelt es sich letztendlich um keine echten zertifizierten Drohnen und somit wohl um eine Irreführung der Käufer.
Die in der EU zuständige Behörde EASA verfasste daraufhin sogar einen neuen Absatz in ihren FAQ und wies zum damaligen Zeitpunkt darauf hin, dass die notwendigen Prozesse zur Zertifizierung noch gar nicht aufgesetzt sind.
In einem Artikel des Wall Street Journal über die erst kürzlich vorgestellte Pixy Drohne des Social Media Konzerns Snap, dem auch die App Snapchat gehört, ist in diesem Kontext nun ein interessantes Foto zu sehen.
Der ehemalige DJI Vice President of Policy Brendan Schulman teilte ein Foto des Artikels über Twitter, bei dem im Akkufach der neuen Ultraleicht-Fotodrohne klar ein C0-Label zu sehen ist. Die Pixy Drohne soll es der EU zunächst ausschließlich in Frankreich zu kaufen geben.
Beginnt die Zertifizierung?
Weder auf der Seite der EASA auf EU-Ebene noch in Deutschland finden sich bei den Behörden (BMVI / LBA) neue Hinweise auf einen begonnene Prozesse, der Herstellern die offizielle Zertifizierung ihrer Drohnen nach den neuen Regelungen der EU-Durchsetzungsverordnung 945/2019 erlauben würde.
Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch kein Zufall, dass wir als erstes das C0-Logo bei einer so leichten Drohne, wie der Snap Pixy zu sehen bekommen. Für die C0-Klasse gelten rein technisch nämlich die geringsten Anforderungen an das Produkt. Lediglich das Gewicht (MTOM) muss unter 250 g liegen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass jede Drohne, die leichter als 250 g ist sofort ein C0-Label trägt und damit offiziell zertifiziert ist. Die neue DJI Mini 3 Pro ist hier das beste Beispiel. Wäre es so einfach, hätte DJI diesen Schritt wohl ebenfalls getan.
Was derzeit der Käufer einer Drohne mit C0-Label alles beachten muss, um sicherzugehen, dass das Label auch „echt“ ist, lest ihr hier.
In Deutschland wurden die Regelungen der Übergangsphase und damit das Wirksamwerden der Bestandsdrohnenregelungen um ein Jahr bis 2024 verschoben. Das muss nicht heißen, dass die EU-Drohnenklassen nicht trotzdem davor kommen. Das wäre sogar aus Sicht der Verbraucher sehr zu hoffen, um endlich mehr Klarheit zu schaffen.
Quelle: Brendan Schulman via Twitter