Im Vereinigten Königreich ist es zu einem Absturz einer Polizei-Drohne gekommen, wie ein nun veröffentlichter Untersuchungsbericht ausführlich beschreibt. Das UAV stürzte dabei auf einen Balkon eines Wohnhauses und wurde dabei beschädigt.
Auch wenn es nicht schön ist, Unfälle passieren. Das gilt auch für Drohnen – egal, ob im privaten oder professionellen Umfeld. Trotzdem ist die Technologie gemessen an der Anzahl an Betriebsstunden mittlerweile ziemlich sicher.
Ein Polizist in der Küstenstadt Poole in UK musste diese Erfahrung nun am eigenen Leib (zum Glück nicht wortwörtlich) machen und verlor eine Polizei-Drohne im Dienst.
Matrice 210 V1 verliert Kampf gegen den Wind
Die dabei verwendete Drohne war kein kleines Modell. Es handelte sich dabei um eine DJI Matrice 210 der ersten Generation, die je nach Akkubestückung, ein Abfluggewicht von 3,8 bis 4,5 kg erreicht.
Der Vorfall der im Jahr 2017 gebauten Drohne ereignete sich dabei bereits im November 2020, wie der frisch veröffentlichte Abschlussbericht der Untersuchung der Air Accidents Investigation Branch (AAIB) zeigt.
Die Drohne wurde dabei offenbar von relativ plötzlich aufgetretenen hohen Windgeschwindigkeiten erfasst, so abgedrängt und war nicht mehr in der Lage zu ihrem Home Point zurückzukehren.
Das alleine war aber nicht die Ursache für den knapp 11 Minuten langen Flug, der mit einer defekten Drohne auf einem Balkon nur wenige Meter von den Ausläufern des Ärmelkanals endete.
Glücklicherweise befand sich zu diesem Zeitpunkt kein Mensch in dem Außenbereich des Gebäudes. Die Fußgänger auf dem wenig entfernten Fußweg direkt am Wasser hatten ebenfalls Glück.
Ausgelöst wurde die Situation durch eine ungünstige Kombination von Ereignissen. So trennte sich die Verbindung eines der beiden Flugakkus offenbar kurze Zeit nach dem Start, sodass die Drohne nur mit einem Akku für die verbleibende Zeit in Betrieb war. Diese Tatsache war dem Piloten aber wohl nicht unmittelbar Bewusst, da die Kapazitätsanzeige für den fehlerhaften verbundene Akku weiterhin bei 97 % auf dem letzten Stand vor der Trennung verblieb und eine Fehlermeldung nach wenigen Sekunden wieder verschwand.
Die Drohne bemerkte den Fehler aber und limitierte durch den Wegfall des Akkus den maximalen Neigungswinkel und damit auch die maximale Fluggeschwindigkeit. Genau das führte am Ende dazu, dass die Matrice 210 nicht mehr gegen den Wind anfliegen konnte und letztendlich eine Notlandung an Ort und Stelle einleitete und somit gegen das Gebäude flog.
AAIB gibt Sicherheitsempfehlungen – auch für DJI
Das Interessante an dem Untersuchungsbericht ist, dass die Behörde auch direkte Empfehlungen für die Polizei sowie DJI als Hersteller der Drohne enthält.
Die Matrice 200 Serie ist dabei kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um Abstürze geht. Bereits 2018 hatte ein Absturz einer Polizei-Drohne der gleichen Modellfamilie für Aufruhr gesorgt. Damals wurde ein Fehler in der Software des Akkusystems identifiziert und es gab ein Update für alle M200 Drohnen weltweit.
Im Frühjahr ging ebenfalls in Großbritannien eine weitere Matrice 210 im Regen plötzlich zu Boden. DJI hat mittlerweile mit der Matrice 300 RTK ein Nachfolgemodell auf dem Markt, welches nun auch von der betroffenen Polizei-Niederlassung in Poole verwendet wird.
Für DJI hat die britische Verkehrsbehörde folgende Empfehlungen gemacht:
- Die DJI Go 4 / DJI Pilot App sollen den Piloten bei zu hohen Windgeschwindigkeit warnen und eine sofortige Landung fordern.
- Statusmeldungen, die die Flugsicherheit betreffen, sollten durch die Apps immer auch mit einem akustischen Alarm begleitet sein.
- Die Einschränkung des Neigungswinkels bei niedrigem Batteriestand soll zusammen mit allen Parametern durch DJI klar und deutlich im Handbuch der Drohne dokumentiert und kommuniziert werden.
Für die britische Polizei hatte der Unfall ebenfalls Auswirkungen: Die Einführung eines „Buddy-Systems“, also eines Vier-Augen-Prinzips bei den Flugvorbereitungen, soll nun sicherstellen, dass Fehler – wie lockere Akkus – vor dem Abflug auffallen sollen.
Im Übrigen hat DJI interessanterweise die meisten der oben genannten Punkte bei der Entwicklung der M300 RTK bereits in der einen oder anderen Weise berücksichtigt. Da stellt sich die Frage, in wie fern dieser Zwischenfall also unmittelbar bei der Verbesserung der neuen Produktgeneration beteiligt war.
Globe-Flight.de
Cam for Pro.com
Quelle: AAIB Report
„..ereignete sich dabei bereits im November 2022…“
Nov. 2022? Das ist ja dann noch etwas hin…
„Die Einführung eines … verhindert nun, dass Fehler … vor dem Abflug auffallen sollen.“
Schade, eigentlich wäre es wünschenswert, dass Fehler auffallen, mit dem neuen System wird das nun wirkungsvoll verhindert. ;-) Ja, so ist das mit der technischen Entwicklung . . . Oder war es doch mal wieder die schwere deutsche Sprache ?