Das US-Unternehmen Aergility hat eine neue Lieferdrohne vorgestellt, die durch ihren besonderen Antrieb hohe Zuladung bei gleichzeitig hoher Reichweite kombinieren soll. Dazu verwendet das so genannten ATLIS eVTOL das Prinzip eines Tragschraubers – auch als Gyrocopter bekannt.
In diesem Jahr differenziert sich die Drone Delivery Branche offenbar etwas in Bezug auf die verwendeten Antriebstechnologien aus. Bisher waren elektrisch angetriebene eVTOLs mit starren Tragflächen oder reine Multicopter-Designs der „Standard“.
Mit Produkten wie der NX30 von Ascent AeroSystems (wir berichteten) oder dem neuen Aergility UAV kommt aber frischer Wind in das Design von Lieferdrohnen.
ATLIS eVTOL hat sieben Propeller
Bei Aergility hat man sich ganz unmissverständlich auf die Entwicklung eines neuen Antriebskonzeptes konzertiert, das in dieser Form für UAVs bisher relativ einmalig ist. Im Kern steht ein Prinzip, dass in der Luftfahrt von so genannten Tragschraubern bzw. Gryocoptern bekannt ist.
Bei diesen Fluggeräten gibt es einen oder mehrere Hauptrotoren, die nicht direkt durch einen Motor sondern durch die vorbei strömenden Luft in Rotation versetzt werden und so beginnen Auftrieb zu erzeugen. Die nötige Luftwegung wird dazu in der Regel durch einen klassischen Propellerantrieb an der Front oder am Heck des Fluggerätes sichergestellt, der für entsprechenden Vortrieb sorgt.
Das Interessantes bei der ATLIS Lieferdrohne ist, dass Aergility dieses Konzept zum Betrieb und zur Steuerung mit Elektromotoren kombiniert.
Angetrieben wird ATLIS von einem 90 kW Turbo-Prop-Verbrennungsmotor, der einen Propeller an der Nase des eVTOL direkt antreibt. An drei Auslegern auf jeder Seite des UAVs sind dann insgesamt sechs weitere Luftschrauben angebracht, die mit sechs Elektromotoren ausgestattet sind.
Für den senkrechten Start und die senkrechte Landung können diese sechs Rotoren das Delivery UAV in die Luft heben, die nötige elektrische Energie dafür kommt aus Akkus. Sobald eine gewisse Höhe erreicht ist, transformiert das eVTOL in den Gyrocopter-Modus. Dazu beginnt der Hauptantrieb das Luftfahrzeug nach vorne zu beschleunigen und versetzt damit die sechs übrigen Propeller automatisch in Rotation, welche ab diesem Zeitpunkt nicht mehr elektrisch angetrieben werden müssen.
Aergility UAV soll knapp 270 kg Zuladung tragen
Damit das Gefährt in der Luft steuerbar bleibt, hat man sich bei Aergility etwas cleveres einfallen lassen, ohne die Neigung der sechs Propeller einzeln regeln zu müssen, so wie es bei anderen Tragschrauern der Fall ist.
Stattdessen wurde die Managed Autorotation Technology (MAT) entwickelt, die zur Steuerung die Drehzahl der sechs autorotierenden Propeller einzeln regeln kann. Damit das funktioniert, kann die Energie, die beim Abbremsen einer der sechs Antriebe frei wird über die Elektromotoren direkt zur Beschleunigung eines Rotors auf der anderen Seite der Drohne verwendet werden.
In Sachen Transportfähigkeit soll ATLIS bis zu 270 kg Ladung transportieren können. Dafür hält das UAV einen Laderaum mit 244 cm x 71 cm x 66 cm Abmessung bereit. Die Reichweite mit dem Standardtank (95 Liter) soll bis zu 482 km betragen, wenn knapp 227 kg (500 lbs) transportiert werden müssen.
Quelle: Aergility