Wenn es um neue Formen der Mobilität geht, spielen Fluggeräte eine immer wichtigere Rolle. Etwas Besonderes ist dabei aber sicherlich der Seaglider, den Brittany Ferries zwischen Frankreich und England Ende des Jahrzehnts zum Einsatz bringen will.
Viele der aktuellen Drohnentaxis – egal ob bereits verfügbar oder als Konzept vorgestellt – setzen auf den Flug in größerer Höhe, um Passagier schnell und effizient von A nach B zu transportieren. Drohnen, die als reine Drehflügler ausgelegt sind (also klassisches Multicopter-Design) unterliegen eVTOL-Konzepten bereits heute in Sachen Reichweite und Geschwindigkeit.
Brittany Ferries will zusammen mit dem US-Unternehmene REGENT noch einen dritten Weg gehen. Statt Schiffe könnten in Zukunft Ground Effect Vehicles Frankreich und England über den Ärmelkanal verbinden.
Seaglider als „fliegende Fähre“
Wer heute mit dem Schiff über den Ärmelkanal setzen will, ist im Normalfall auf eine Fähre angewiesen. Diese Art der Fortbewegung ist der Menschheit seit vielen Jahrhunderten bekannt und erprobt. Die meisten Fähren sind jedoch mit fossilen Treibstoffen unterwegs.
Brittany Ferries will hier in Zukunft einen neuen Weg gehen und auf vollständig elektrisch betrieben Transportmittel setzen. Eines davon könnte der Seaglider sein.
Bei der Kreuzung aus Fähre und Flugzeug handelt es ich um ein so genanntes Wing-in-ground Effect Vehicle (WIG). Der Bodeneffekt dürfte den meisten von euch im Kontext von Luftkissenfahrzeugen bekannt sein. Ein Kissen mit hohem Luftdruck sorgt dafür, dass das Gefährt Auftrieb erfährt und schwebt.
Anstelle einer Schürze, die die das Luftkissen bildet, nutzt die neue Flugfähre jedoch Tragflächen.
Bis zu 290 km/h schnell
Neben dem potenziell grünen Antrieb (regenerativem Strom als Energie vorausgesetzt), ist der Seaglider auch im Vorteil was die Geschwindigkeit angeht. Mit beachtlichen 290 km/h soll das Gefährt dicht über das Wasseroberfläche dahingleiten.
Damit würde sich die Reisezeit zwischen Portsmouth (UK) und Cherbourg (FR) auf 40 Minuten verkürzen. Das ist sechs Mal schneller als bisherige Verbindungen.
Der Seaglider läuft dabei ganz normal aus dem Hafen aus und kann mit vertikalen Antrieben in einem Schwebezustand gebracht werden. Auf dem offenen Wasser beschleunigt das Fahrzeug dann mit den Hauptantrieben an den Tragflächen und baut so das Luftkissen auf, auf dem es dann den Hauptteil der Reise gleitet.
Mit aktueller Akkutechnologie soll die Reichweite bis zu 290 km pro Akkuladung reichen. Mit kommenden Generationen geht REGENT von Reichweiten bis zu 800 km aus.
Gebaut werden sollen die Fahrzeuge in verschiedenen Größen. Bis 2025 sollen erste kleinere Modelle in den kommerziellen Dienst gestellt werden. Ab 2028 will Brittany Ferries seine Verbindung zwischen UK und Frankreich aufbauen.
Interessant wird außerdem, ob zu diesem Zeitpunkt auch der Seaglider bereits ohne menschlichen Piloten an Bord arbeiten wird. Dazu gibt es aktuell noch keine Details.
Quelle: Brittany Ferries