Tauben gibt es so gut wie in jeder Stadt. Da wo Gebäude stehen und gemütliche Dächer locken, lassen sich die Tiere nieder. Teilweise mit dutzenden oder gar hunderten ihrer Artgenossen. Dabei hinterlassen die Vögel ihre Exkremente, die aufwändige Reinigungsarbeiten nach sich ziehen. Drohnen könnten das verhindern, wie ein Forschungsprojekt aus der Schweiz zeigt.
Man mag sie mögen oder auch nicht: Tauben gehören vielerorts zum Stadtbild dazu. Eigentlich tun die Vögel auch direkt niemandem etwas. Lediglich der „Vogelmist“, der in teilweise beachtlichen Mengen auf dem Boden oder Dächern zurückbleibt, ist vielen Immobilieneigentümern ein Dorn im Auge.
Die Fäkalien sind dabei recht aggressiv und beschädigen unter ungünstigen Umständen sogar Autolack oder andere Anstriche. Gerade auf größeren Dächern können so in kurzen Zeiträumen aufwändige Instandhaltungsmaßnahmen notwendig werden, die teuer sind.
Drohne macht Tauben das Revier streitig
In der Schweiz haben sich Forscher der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL, Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne) diesem Problem nun von einer neuen Richtung genähert. Die Idee ist dabei relativ einfach und wird in anderer Form so schon seit Urzeiten eingesetzt: Die Vögel verschrecken und so die Dächer sauber halten.
Dächer – davon hat die EPFL genügend und auch hier gibt es Tauben, die sich gerne auf den Gebäuden der Hochschule niederlassen. Kurz um: Die Wissenschaftler hatten die perfekte Testumgebung direkt vor der Tür.
Dazu wurde ein System entwickelt, das Tauben gezielt erkennen, deren Position auf dem Dach abschätzen und dann eine Drohne entsenden kann. Diese wird dann automatisch zu der entsprechenden Position gesteuert und verschreckt durch Annäherung die Vögel.
Im Grunde wird die Drohne damit zu einem fliegenden, digitalen Wachhund, der sein Revier vereidigt. Das Aufschrecken der Tauben funktioniert dabei offenbar recht zuverlässig. Ob sich die Tiere irgendwann an den elektrischen Störenfried gewöhnen, steht auf einem anderen Blatt.
Deutliche Reduzierung der Verweildauer
Um die Tauben auf dem Dach zu erkennen, wird der Bereich von einer Kamera überwacht. Die aufgezeichneten Bilder werden dann analysiert und von einem Klassifizierungsalgorithmus bewertet. Sobald der Rechner Tauben erkennt, werden die passenden GPS-Koordination zu den Objekten auf dem Bild geschätzt.
Danach schickt das System automatisch die Drohne in die Luft und fliegt diese in die Nähe der Tiere (natürlich mit einem Sicherheitsabstand, sodass weder Tier noch Maschine gefährdet werden).
Selbstverständlich gehört zu einem entsprechenden Experiment auch die Auswertung der Ergebnisse dazu. Diese zeigen, dass die Drohnen-Vogelscheuche ziemlich effektiv zu funktionieren scheint. Ohne Drohne verweilen die Tiere bis zu 8848 s (fast 2,5h!) auf den Dächern und hinterlassen dort ihre Exkremente. Mit Aufpasser-Drohne lag die maximale Verweildauer bis zum Verjagen bei lediglich 290s (knapp 5 Minuten) – also deutlich weniger Zeit, um „Mist zu machen“.
Der Algorithmus ist dabei natürlich noch nicht perfekt. Die Klassifizierung der Tauben gelingt mit einer durchschnittlichen Genauigkeit von 60%. Im Umkehrschluss bedeutet dass, das die Drohne manchmal andere Objekte versucht aus ihrem Revier zu vertreiben, anders Mal haben die Tauben Glück und werden nicht als solche erkannt. Dann kommt auch keine Drohne vorbei, um sie zu verscheuchen.
Quelle: Fabrizio Schiano; Dominik Natter; Davide Zambrano; Dario Floreano via IEEE Xplore