Als Apple im letzten Jahr sein Mixed-Reality-Headset Apple Vision Pro vorstellte, war die Aufmerksamkeit groß. Vielen Betrachtern des Spektakels dürfte es aber ähnlich gegangen sein: Die „praktische“ Anwendungsfälle schienen teilweise konstruiert. Mit der Verfügbarkeit der neuen Apple Brille in den USA ändert sich das gerade. Und das ist auch für Drohnenpiloten interessant.
Aktuelle Videobrillen, die für die Verwendung mit Drohnen konzipiert sind, übertragen im Grunde lediglich das Bild der FPV-Kamera direkt auf kleine Bildschirme vor den Augen des Piloten. Das Ergebnis ist ein immersives Fluggefühl, bedeutet jedoch auch eine Abschottung des Piloten von seiner Umwelt.
Die neue Generation an sogenannten Mixed-Reality-Headsets, also Brillen, die sowohl Augmented Reality (AR) als auch Virtual Reality (VR) unterstützen, könnte die Entwicklung klassischer FPV-Brillen in eine neue Richtung schubsen.
Apple Vision Pro als Brille für Drohnenflüge
Die Apple Vision Pro kommt mit einem neuen Betriebssystem, das vollständig in das bestehende Apple Ökosystem eingewoben ist. Damit ist der Grundstein für einige interessante Möglichkeiten gelegt, die Drohnenpiloten zugutekommen.
Das System ermöglicht das Anzeigen von Apps / Fenstern als Überblendung des menschlichen Sichtbildes (Augmented Reality). Wer die Brille im AR-Modus betreibt, sieht weiterhin, was vor dem eigenen Auge um einen herum passiert und kann z.B. trotzdem mit Social Media oder Messenger Apps interagieren, die im Raum schweben.
Was für Social Media funktioniert, muss dann auch für Drohnen-Apps funktionieren. Erste Versuche dieser Art lassen sich bereits auf YouTube finden, seit Apple seine Vision Pro seit Kurzem in den USA ausliefert.
Die Idee dahinter ist einfach, aber genial: Mithilfe der Apple Brille wird es möglich, die Drohne jederzeit auf Sicht zu fliegen und dank des AR-Modus trotzdem jederzeit ein Fenster mit dem FPV im Blick zu behalten. Außerdem lassen sich natürlich rund um das eigene Sichtfeld weitere Informationen platzieren. Denkbar sind hier Luftraumkarte oder hyperlokale Wetterdaten für den Flugort.
Aktuell noch etwas für Tüftler
Zugegeben: Auch wenn die Vision Pro alleine genommen sicherlich ein gut integriertes Gerät ist, gilt das derzeit noch nicht unbedingt für die Verwendung als Videobrille für Drohnenpiloten.
Um das Bild der Drohnen-App als AR-Darstellung in das Blickfeld des Brillenträgers zu rücken, sind derzeit noch einige Verrenkungen möglich.
In einem Video des YouTubers Billy Kyle wird das deutlich: Um eine Mavic 3 Pro zu fliegen, kommt nach wie der Smartphone-Controller mit DJI Fly App zum Einsatz. Wird hierfür ein iPhone verwendet, lässt sich das Bild live auf ein Macbook streamen. Von dort aus kann der Bildschirminhalt des Computers dann wiederum als einzelnes Fenster in der Apple Vision Pro dargestellt werden.
Klingt erst einmal kompliziert, scheint aber jetzt bereits mit erstaunlich geringer Latenz zu funktionieren.
Eine Ansage an DJI und Co
Dass Apple mit seiner Mixed-Reality-Brille erneut ein Produkt auf den Markt bringen würde, von dem viele Anwender zuvor nicht wussten, dass sie es „brauchen“, war bereits ein wenig abzusehen.
Abseits der Spielereien, die mit einer solchen Brille möglich sind, demonstriert der oben beschriebene Anwendungsfall aber gut, was die nächsten Entwicklungsschritte für FPV-Brille sein könnten.
Dabei muss man sicherlich auch hier klar unterscheiden, welche Art von FPV-Flug mit einem solchen Headset adressiert wird. Klassisches FPV-Racing oder Freestyle-FPV profitiert sicher wenig von einem AR-Layer und dürfte nach wie vor auf normale Videobrillen setzen.
Für Foto- und Videographen oder Anwender in der Inspektions- und Mappingbranche ergeben sich mit einem AR-Layer ganz neue Möglichkeiten.
Ohne es (wahrscheinlich) geplant zu haben, macht Apple mit der Vision Pro also indirekt eine Ansage an DJI und andere Hersteller von FPV-Videobrillen. Eine vollständig integrierte Lösung, wie die DJI Goggles 2 inklusive AR-Modus für FPV und Sichtverbindung zugleich, wäre für manche Anwendungen eine echte Revolution.
Dass sich die Apple Vision Pro unter Drohnenpiloten schnell verbreiten wird, ist, trotzt der neuen Möglichkeiten, wohl eher unwahrscheinlich. Da kommt vielen Anwendern wohl schon ganz alleine der Preis von knapp 3500 US-Dollar (ohne Steuern) für das kleinste Modell der Brille dazwischen.