In der Welt der ESCs (elektronische Drehzahlregler) für FPV-Drohnen hat sich das BLHeli-Projekt seit einigen Jahren als Defacto-Standard etabliert. Mit AM32 steht nun ein neues Projekt bereit, das besonders durch eine Tatsache besticht: Es ist vollständig Open Source.
Wer tief in der FPV-Szene drin steckt und gerne seien eigenen FPV-Drohnen bastelt, ist mit BLHeli als Firmware für die ESCs der Drohne ohne Frage vertraut. Das Projekt ist schon seit mehr als 5 Jahren gut auf dem sehr dynamischen Markt etabliert und sorgt dafür, dass FPV-Racer auf der ganzen Welt sauber durch die Luft rasen.
Seit BLHeli_S (die erste Generation) durch das neuere BLHeli32 abgelöst wurde, stehen viele Bastler aber vor einem „Problem“: BLHeli32 ist nicht mehr Open Source und muss von ESCs-Herstellern lizensiert werden. Mit der neuen AM32 Firmware steht nun eine interessante Alternative bereit.
AM32 voller Fokus auf 32 Bit Prozessoren
Bis vor wenigen Jahren waren ESCs mit einfachen 8-Bit-CPUs der Standard. Die Bauteile sind nach wie vor günstig und für viele Anwendungen ausreichend. Genau auf diese überwiegende Mehrheit aller ESC-Hardware war das BLHeli_S Projekt ausgerichtet.
Diese Firmware findet zig tausendfach Anwendung in Produkten unzähliger Hersteller von RC-Produkten. Ein Grund dafür: BLHeli_S ist Open Source Software und damit frei verwend- und veränderbar. Für jeden.
Mit dem Aufkommen einer neuen Generation an schnelleren ESCs mit 32 Bit Prozessoren musste auch ein neues „Betriebssystem“ her. Diesem Schritt folgten die Macher von BLHeli aufgrund der enorm gestiegenen Aufwände in Support und Entwicklung mit einem Lizenzmodell für ihre aktuelle Software „BLHeli32“. Seitdem müssen Herstellern, die 32-Bit-ESCs mit BLHeli32 Software auf den Markt bringen wollen ihre Produkte lizensieren. Open Source war damit für BLHeli32 Geschichte.
Das neue AM32 entstand dabei beinahe als Zufall. Ein Hardware-Entwickler, der in seiner Freizeit ESC-Boards baute, wollte eigentlich einen eigenen 32-Bit-ESCs entwickeln, um diesen dann mit BLHeli32 zu betreiben. Als die Hardware fertig war und ihm jedoch die Lizenz versagt wurde, machte sich Peter Smith (aka AlkaMotors) auf eine lange Reise und entwickelte seine eigene 32-Bit-Firmware für Speed Controller. Nach zwei Jahren Arbeitszeit ist AM32 (AM = AlkaMotors) geboren.
Neue Funktionen im Gepäck
Grundsätzlich erwarten FPV-Piloten natürlich, dass moderne ESCs mit möglichst hoher Geschwindigkeit und Präzision die Drehzahl der Motoren regeln oder anpassen können, sodass schnelle Lastwechsel in saubere Flugmanöver verwandelt werden.
Dazu kommen verschiedenste Protokolle zum Einsatz, die für die Kommunikation zwischen Flight Controller und ESCs sorgen. AM32 unterstützt in der aktuellen Version 1.80 bereits folgende Protokolle:
- PWM
- DShot300
- DShot600
- DShot1200
- ProShot
Außerdem wird bidirektionales DShot und KISS Standard ESC Telemetrie zur Kommunikation mit dem Flight Controller unterstützt. Das heißt, AM32 ESCs können also auch Daten an die FC zurücksenden.
Interessant ist außerdem, dass AM32 bereits variables PWM implementiert hat. Damit kann die PWM-Frequenz in Abhängigkeit von der Steuerfrequenz der Motoren angepasst werden, sodass es nicht zu Störungen kommt, wenn das PWM-Signal eine Harmonische des Betriebssignals der Motoren bei hohen Drehzahlen erreicht.
Einige Unternehmen arbeiten offenbar sogar bereits an ESCs, die direkt mit AM32 ausgeliefert werden, darunter Dyatone.
Bastler können ihre BLHeli32 ESCs aber auch mit AM32 bespielen. Dabei geht die BLHeli-Firmware dann aber unwiderruflich verloren und man benötigt für den Vorgang initial einen STLink-Adapter*, um den Bootloader neu zu schreiben. Ist dieser Schritt erledigt können die ESCs aber direkt per BetaFlight Path Trough über das USB-Interface des Flight Controllers angesprochen und konfiguriert werden.
Echte FPV-Piloten und -Bastler sollten das AM32-Projekt gut im Auge behalten. Hier passiert gerade sehr Interessantes!
Quelle: AM32 via GitHub